Zeitungen erblaßten

■ Nach Warnstreik der Drucker gegen die Steuerreform erschienen Blätter mit weißer Titelseite, dünner oder gar nicht

Frankfurt (ap) - Mit weißen Seiten und Notausgaben sind am Donnerstag nach dem Warnstreik der Drucker gegen die geplante Steuerreform verschiedene Zeitungen im Bundesgebiet erschienen. Nach Angaben der Industriegewerkschaft Druck und Papier in Stuttgart erschienen unter anderem der Mannheimer Morgen, der Weser–Kurier und der Bergsträßer Anzeiger nur mit wenigen Seiten. Die beiden Fernausgaben der Süddeutschen Zeitung erschienen nicht. Die 225.000 Abonnenten der beiden Bremer Zeitungen Weser–Kurier und Bremer Nachrichten erhielten am Donnerstag Zeitungen mit einer weißen Titelseite. Am Mittwoch hatten etwa 5.000 Drucker in 25 Verlagen und Zeitungen aus Protest gegen die geplante Steuerreform die Arbeit niedergelegt. Sie wollen, daß ihre Sonntags–, Feiertags– und Nachtzuschläge nicht versteuert werden. Ein Sprecher der IG Druck und Papier sagte, weitere spontane Aktionen seien nicht auszuschließen. Auf der ersten Seite der Frankfurter Rundschau, die ebenfalls von den Warnstreiks betroffen war, nannte der Betriebsrat die Steuerreform unsozial und unverantwortlich. Die geplante Versteuerung der Zuschläge belaste Tausende von Schichtarbeitern, die besonderen persönlichen Verzicht leisteten und gesundheitlich gefährdet seien. Sie müßten dann Einkommensausfälle von 4.000 bis 6.000 Mark im Jahr hinnehmen. Beim Weser–Kurier in Bremen war zudem die Hauptausgabe um vier Seiten reduziert, die Regionalausgaben waren zum Teil zusammengelegt und ebenfalls im Umfang reduziert. Der Abendverkauf der beiden großen Münchner Boulevardblätter Abendzeitung und tz wurde vom Streik ebenfalls stark getroffen. In München trafen sich noch am Mittwoch abend 800 Beschäftigte zu einer Protestversammlung gegen die Steuerreform. „Unsere Leidensgrenze ist erreicht. Das Faß ist voll. Wir sind mit unserem Latein noch nicht am Ende“, hieß es dort.