Peymanns Entösterreichisierung

■ Querelen um den Direktor des Wiener Burgtheaters halten an / Peymann versucht s mit einer Entschuldigung, doch die gibt es für den eigenen Charakter nicht

Peymanns Entösterreichisierung

Querelen um den Direktor des Wiener Burgtheaters halten an / Peymann versucht's mit einer Entschuldigung, doch die gibt es für den eigenen Charakter nicht

Aus Wien Oliver Lehmann

Am Wiener Burgtheater bewegt sich nichts. In einer Pressekonferenz warf der Ensemblessprecher, Franz Morak, Direktor Peymann Planungslosigkeit, Motivationsmangel der SchauspielerInnen und Entösterreichisierung des Ensembles und des Spielplans vor. Nachdem sich Claus Peymann in einem Brief für sein „schwatzhaftes Interiew“ entschuldigte und „hoffe, daß man einmal darüber lachen könne“, entgegnete Franz Morak, daß das Interview „ein Psychogramm, eine treffende Charakterstudie ist. Für einen Ausdruck, ein Interview kann man sich entschuldigen, aber nicht für seinen Charakter“. Weiter wird Peymann vorgeworfen, von den SchauspielerInnen zu fordern, Querelen intern auszutragen, sich selbst aber nicht daran zu halten. Auch in der Führungsriege macht sich Unmut breit: Hermann Beil, Co -Direktor, kritisiert den primus inter pares in einem persönlichen Brief und der Chefdramaturg Uwe Jens Jensen kündigt seine Mitarbeit auf. Ein von Peymann für Freitag abend angesetztes Gespräch mit dem Ensemble fand nicht statt.

Die „Causa Peymann“, wie die Affäre in der Zwischenzeit in Wien genannt wird, hat es jedenfalls zum Gesprächsstoff in den Kaffeehäusern gebracht; noch immer ein untrügliches Zeichen für die Stimmung in der Stadt. Wo es um populistisch brauchbare Themen geht, ist auch der bräunliche FPÖ-Führer Jörg Haider nicht weit, der den Rücktritt des Burgtheaterdirektors forderte. Es blieb aber dem selbsternannten Kulturpapst Hans Weigel, anläßlich der Verleihung des Staatspreises für Verdienste um die österreichische Kultur im Ausland (!), vorbehalten, den niedrigen Stand der Diskussion zu verdeutlichen: „Wenn ein Burgtheaterdirektor nicht Chance sondern Schangse sagt, hat er in Wien nichts verloren und gehört zurück nach Bochum.“