Eskalations-Metropole

■ Die Lage am Lenne-Dreieck wird planmäßig zugespitzt

K O M M E N T A R Eskalations-Metropole

Die Lage am Lenne-Dreieck wird planmäßig zugespitzt

Zu allen Superlativen, die Berlin für sich in Anspruch nimmt, gehört einer, der in keiner Hochglanzbroschüre auftaucht. Sie ist Metropole für gelungene polizeiliche Eskalationsstrategien. In einer beispielhaften Dramaturgie hat die Polizei es geschafft, aus einem feinsinnigen Lustspiel ein grobschlächtiges Drama zu machen.

Das Schema ist bekannt: Menschen üben politischen Protest gegen die Zerstörung der Stadt - reagiert wird mit polizeilicher Gewalt. Der Kreislauf von der Aktion zu den Polizeiknüppeln ist getragen von der Unfähigkeit, auf politische Fragen politische Antworten zu finden. Die politisch Verantwortlichen, die Berlin gerne als Ort der Weltläufigkeit verkaufen, sind nicht in der Lage, den kleinsten Lokalkonflikt angemessen zu behandeln.

Mit Falschmeldungen wird Stimmung gemacht, dann gibt es Nato-Draht für friedliche Besetzer, und mit der ein Verkehrschaos produzierenden Straßensperrung wird gezielt der Volkszorn angeheizt. Daß außerdem die Notwendigkeit zur Räumung mit der Munitionssuche begründet wird, läßt an einen Dorfschwank erinnern. Ernst wird es dann, wenn die polizeiliche Eskalationsstrategie Erfolge zeigt. Endlich hat Polizeipräsident Schertz seine „Straftäter“ und kann aufatmen. Technokratisch läßt er dann seine Beamten das schmutzige Geschäft erledigen. Und die Politik ist aus der Verantwortung entlassen.Brigitte Fehrle