Gespannte Lage bei Mercedes Benz Südafrika

■ Mercedes Benz-Belegschaft beteiligte sich an dreitägiger Arbeitsniederlegung / Sieben Entlassungen nach Zusammenstoß im Betrieb

Gespannte Lage bei Mercedes Benz Südafrika

Mercedes Benz-Belegschaft beteiligte sich an dreitägiger

Arbeitsniederlegung / Sieben Entlassungen nach Zusammenstoß im Betrieb

Aus East London Franz Krüger

Auch Mercedes Benz Südafrika mußte am Dienstag die Produktion einstellen, weil die Belegschaft dem Aufruf des Gewerkschaftskongresses COSATU folgte, gegen das neue Arbeitsgesetz zu protestieren.

Die Arbeiter des Mercedes Benz-Betriebs in East London gehörten zu den Zehntausenden im ganzen Land, die dem Aufruf zum dreitägigen Protest folgten. Die COSATU hatte es vermieden, zu einem Streik aufzurufen, da dies nach südafrikanischem Gesetz die Organisation der Strafverfolgung hätte aussetzen können.

Aber am Montag wurde schnell deutlich, daß der Protest die Form der Arbeitsniederlegung annehmen würde. Die dreitägige Aktion ist damit schon jetzt der größte nationale Streik in Südafrikas Geschichte. Der Protest richtete sich gegen das Arbeitsgesetz, mit dem die Rechte der Gewerkschaften stark eingeschränkt werden sollen, sowie gegen den Notstand und die Restriktionen gegen verschiedene Anti-Apartheid -Organisationen und Aktivisten.

Dem Management von Mercedes Benz zufolge sind am Montag und Dienstag nur 13 Prozent der Belegschaft zur Arbeit erschienen, so daß die Produktion eingestellt werden mußte. Aus der NUMSA, der Nationalen Gewerkschaft der Metallarbeiter, die von der Mehrheit der Belegschaft unterstützt wird, waren jedoch Zweifel an den Zahlen des Managements zu hören. Nach Angaben der NUMSA sind gar keine Arbeiter erschienen.

Inzwischen ist völlig unklar, was bei Mercedes nach dem Ende des COSATU-Protests am Mittwoch geschehen wird. Die Stimmung im Betrieb ist noch immer sehr gespannt, nachdem es vor zwei Wochen zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Mitgliedern rivalisierender Gewerkschaften gekommen war. Bei dem Kampf wurden mindestens neun Arbeiter verletzt. Als Folge dieses Konflikts wurden in dieser Woche sieben Arbeiter entlassen, weil sie nicht zur Arbeit zurückgekehrt waren. Aus der Belegschaft war zu hören, sie hätten sich gefürchtet, nach der Schlägerei zurückzukehren. Zwei der sieben sollen Vertrauensleute der NUMSA sein.

Die NUMSA hat das Management beschuldigt, den Kampf inszeniert zu haben. Obwohl die genauen Umstände der Schlägerei sehr unklar sind, herrscht Einigkeit darüber, daß der Kampf zwischen Streikposten der NUMSA und Mitgliedern der rivalisierenden Südafrikanischen Vereinigten Arbeiter -Gewerkschaft (SAAWU) ausbrach. Die NUMSA erklärte in einer Stellungnahme, die Betriebsleitung habe Arbeitern der Lastwagenfertigung, einem traditionellen SAAWU-Schwerpunkt gesagt, sie sollten „sich vorbereiten“, weil die NUMSA sie angreifen wolle. Die Betriebsleitung dementierte dies und beschuldigte die NUMSA, sie habe im Betrieb Arbeiter dazu zwingen wollen, in Solidarität mit Arbeitern in zwei anderen, von der NUMSA organisierten Betrieben zu streiken.

Die Firmensprecherin Delene Macfarlane sagte, die Arbeiter verlangten, daß die Betriebsleitung von Mercedes Benz in Arbeitskämpfe in diesen Betrieben eingriffe. „Niemand kann von uns erwarten, daß wir in anderen Unternehmen eingreifen.“

Viwe Gxarisa, Regionalsekretär der NUMSA, bestätigte, daß die Arbeiter von der Betriebsleitung ein Eingreifen in diesen Betrieben verlangten. Er bestritt jedoch, daß irgend jemand zum Streik gezwungen worden sei. Eine Gruppe von Streikposten sei durch den Betrieb gegangen, um zu einer Versammlung aufzurufen. In der Lastwagenfertigung seien sie aus dem Hinterhalt überfallen worden. Als die Streikposten in die Halle kamen, „waren nur wenige Menschen zu sehen, andere versteckten sich hinter den Wagen. Unsere Mitglieder wurden eingelassen und mit allen möglichen Waffen angegriffen, mit Dolchen, Knüppeln, Messern und Werkzeugen. Unsere Leute mußten fliehen; einige waren schwer verletzt. Als sie draußen waren, wehrten sie sich und warfen mit Steinen. Die Kerle, die hinter ihnen her waren, zogen sich zurück. Es war eine chaotische Situation“, sagte Gxarisa. Mysteriöse Figuren in „blauen Overalls“ hätten eingegriffen, die vorher mit Mitgliedern der Firmenleitung gesehen worden seien.

Am Tag nach der Schlägerei erzielte der Betrieb eine einstweilige Verfügung, der der NUMSA das Abhalten von Versammlungen auf Firmengelände verbietet ebensowie die Bedrohung von Arbeitern oder Störungen des Produktionsprozesses. Der Verantwortliche Manager berichtete, der Kampf „sei die häßlichste Szene gewesen, die wir je auf unserem Gelände gesehen haben. Es war ein richtiger Aufstand.“

Gxarisa kritisierte die Verfügung und erklärte, die NUMSA werde „alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen und um unser Überleben kämpfen“.