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Borken: Türken beschuldigen PREAG Vorwürfe gegen die Betreibergesellschaft der Zeche / Staatsanwalt ermittelt gegen Reporter

Borken: Türken beschuldigen PREAG

Vorwürfe gegen die Betreibergesellschaft der Zeche /

Staatsanwalt ermittelt gegen Reporter

Aus Borken Michael Marten

In Borken erheben Türken schwere Vorwürfe gegen die Betreibergesellschaft der Zeche, die in Hannover ansässige Preußen Elektra (PREAG). Auf der Trauerfeier am Mittwoch hatten sie sich Fotos ihrer vor einer Woche in der Grube getöteten Landsleute an die Brust geheftet und verteilten Flugblätter. Auf umgehängten Transparenten forderten sie die PREAG auf, für eine rückhaltlose Aufklärung der Bergwerkskatastrophe zu sorgen.

Nach dem ökumenischen Trauergottesdienst war eine Gruppe von Türken vor den Haupteingang des Borkener Kraftwerks gezogen und hatte dort einen Kranz niedergelegt. An das Eingangsgitter wurde ein Transparent befestigt, auf dem in deutscher Sprache die „Bestrafung der Verantwortlichen“ verlangt wurde. Auf einer am Werkstor abgehaltenen Pressekonferenz stellten die Mitglieder der Föderation der demokratischen Arbeitervereine aus der Türkei in der BRD (DIDF) die „Unfall-Version“ des Grubenunglücks in Frage.

Ein DIDF-Sprecher zitierte dabei einen türkischen Arbeitskollegen, der in Stolzenbach gearbeitet und die Verhältnisse unter Tage entgegen der offiziellen Version des Bergamtes Kassel von der „sicheren und hochmodernen Grube“ als „Mist“ bezeichnet hatte. Es gebe keine vernünftigen Sicherheitsmaßnahmen. Anderen Berichten zufolge soll der Arbeitgeber früher verschiedene Arbeitsunfälle in der Grube „vertuscht“ haben, indem er den Verunglückten vorschlug, nach dem Arbeitsunfall anstatt zu Hause zu bleiben, den Tag ohne zu arbeiten im Betrieb zu verbringen. Dies sei, so der DIDF-Sprecher geschehen, um die Statistik der Unfallhäufigkeit herabzusetzen. Auf die Vorwürfe der Türken angesprochen, winkte der PREAG-Pressesprecher ab. Er habe davon gehört, sagte Dr.Peter-Claus Rühland, aber auch davon, daß in der Bundesrepublik agierende türkische Parteien das Unglück zum Anlaß genommen hätten, ihre politischen Anliegen in die Presse zu bringen.

Erfreuliches war am Mittwoch nachmittag von der Staatsanwaltschaft in Kassel zu erfahren. Aufgrund mehrerer vorliegender Strafanzeigen hat die Justizbehörde Ermittlungsverfahren gegen Journalisten aufgenommen, die von dem Grubenunglück berichtet haben. Die Anzeigen richten sich, unter anderem wegen das Verstoßes gegen das Urhebergesetz, gegen zwei Illustrierte, die ohne Einwilligung der Angehörigen die Fotos von getöteten Bergleuten veröffentlicht hatten. Hausfriedensbruch wird Reportern vorgeworfen, die bei der Informationsbeschaffung den Angehörigen zu dicht auf die Pelle gerückt waren. Es lägen auch Anzeigen von Polizeibeamten vor, die sich bei ihrem Einsatz am Unglücksort von Journalisten genötigt gefühlt hätten, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. Gegen die Reporter, die als Arzt und als Geistlicher verkleidet bei den Angehörigen Fotos ergaunerten, und gegen den Reporter, der sich in Feuerwehruniform auf das Grubengelände schlich, werde bisher nicht ermittelt, teilte die Kasseler Staatsanwaltschaft mit, da in diesen Fällen noch keine Anzeigen vorliegen würden.

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