Flexibler reagieren

■ Zum Streik für den Erhalt des Ladenschlusses

Ein wirkungsvoller Streik, das hat der Aufruf der HBV gestern gezeigt, ist so ohne weiteres nicht mehr möglich. Es genügt nicht mehr, wenn die Verkäuferinnen einen Tag lang nicht zur Arbeit gehen. Das frei interpretierte Motto „Alle Kassen stehen still, wenn die HBV es will“, ist zur Historie geworden. Und das nicht etwa, weil dem Streikaufruf niemand gefolgt wäre.

Den Unternehmern bieten sich inzwischen vielerlei Möglichkeiten, den Streikenden einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie scheuen keine Kosten, schaffen Teilzeit-, Stunden- und Halbtagskräfte herbei, bemühen Leihfirmen und Sklavenhändler, um notdürftig den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dabei geht es im geringsten Maße darum, daß die Kasse klingelt, vielmehr will man dem „starken Arm“ seine Machtlosigkeit vor Augen führen.

Die Gewerkschaft ist nun besonders von dem betroffen, wovor sie seit Jahren warnte: Flexibilisierung und ungeschützte Beschäftigung.

Wenn Tausende arbeitslos und bereit sind, jeden Job anzunehmen, und wenn es Streikbrecherarbeit für einen Tag ist, müssen sich die Gewerkschaften auf mehr als auf ihre einen Arbeitsplatz besitzenden Mitglieder besinnen.

Brigitte Fehrle