„Großer Bruder“ fördert Handarbeit

■ Zentralrechner der Bundesbahn in Frankfurt gestört / Fahrkartenverkauf und Güterabfertigung lahmgelegt

Hamburg (taz) - Lange Schlangen vor den Fahrkartenschaltern und 24stündige Verspätungen im Güterverkehr - die Bundesbahn hat Probleme mit der Technik. Seit Dienstag nachmittag sind sämtliche Leitungen zum Zentralrechner in Frankfurt gestört. Da die Fahrkartenverkaufsautomaten alle on-line mit dem großen Bruder in der Zentrale verbunden sind, müssen jetzt alle Billets wieder per Hand ausgestellt werden. Von Hamburg bis München hat das zu chaotischen Verhältnissen vor den Fahrkartenschaltern geführt.

Diese Unbill für ihre Kunden versucht die Bundesbahn dadurch auszugleichen, daß die üblichen Zuschläge für das Nachlösen im Zug nicht erhoben werden. Während der gestörte heiße Draht sich auf die Pünktlichkeit oder Unpünktlichkeit der Personenzüge nicht auswirkt, gibt es beim Güterverkehr erhebliche Probleme. Um den größten Rangierbahnhof Europas herum, im norddeutschen Maschen, warten rund 1.000 Waggons auf ihre Abfertigung. Auch hier mußte wieder auf Handarbeit umgestellt werden, da die übliche Voranmeldung aus Frankfurt ausbleibt. Die Daten der einzelnen Züge und Wagen müssen manuell in den dortigen Rechner eingegeben werden. Trotz Extra-Schichten können so nur die Hälfte der ankommenden Züge ihrem Ziel zugeführt werden.

Kai Fabig