G E S C H Ä F T S T Ü C H T I G K E I T

■ L E S E R I N N E N B I N D U N G . . .

Innerhalb von zwei Wochen zwei Fahrräder geklaut, vom Hof und aus dem Treppenhaus. Also will ich mir eins kaufen, das so leicht ist, daß ich es die Treppen hochtragen kann. Etwas Teureres also. Qualität, gute Beratung usw. erwarte ich im Fahrradbüro Crellestraße. Fünf- bis sechshundert Mark will ich ausgeben. Aber dafür bekomme ich nicht den leichstesten Flitzer, der kostet 725,- DM. Sieht hübsch aus, fährt hübsch (ich darf selbstverständlich probieren), ich werde nett beraten, obwohl ich immer wieder stehengelassen werde für irgendetwas Wichtiges. Das Rad scheint zu klein, ich probiere ein anderes, das nun wieder macht einen Ladenhütereindruck. Also nehm ich das kleine. Viel Geld.

Wieviel, wird mir erst zu Hause klar. Und das Rad finde ich auf einmal auch nicht mehr so toll. Zu klein. Ich wußte es ja. Mir ist unbehaglich. Ich rufe an. Ja, ich kann umtauschen, wenn's denn sein muß...

Eigentlich wollte ich gar nicht so ein teures Rad... Und dann erklärt mein Sohn mich auch noch für verrückt, weil ich ganz vergessen habe, daß ich das Rad von A. haben könnte. Und um die Hälfte billiger...

Typischer Fall von bekauft, denke ich zerknirscht. Na gut, dann bringe ich's wieder zurück. So'n Alternativ-Betrieb wird sich ja nicht dussliger anstellen als jedes x-beliebige Kaufhaus (ich muß gestehen, mir ist so ein Fehlkauf schon mal untergekommen). Beliebter Trick von Männern bei Rückgabe: Meiner Frau gefällt das nicht. Soll ich jetzt sagen, mein Sohn macht Theater? Wie sieht denn das aus?

Also erkläre ich schlicht den Sachverhalt. Großes Erstaunen, Unverständnis. Nur Umtausch. Aber ich will doch hier kein Rad kaufen? Dann Geld zurück abzüglich 10 Prozent. Das finde ich unsittlich. Das zweite Kollektivmitglied wird geholt. Lange Debatte, so einen Fall hätte es noch nie gegeben. Meine eigene Kollektiv-Geschäftserfahrung, die ich vorsichtig einbringe, nützt nichts. Ein Gutschein wird ausgestellt. Am Dienstag soll ich anrufen. Nein, es gibt kein Bargeld. Kollektivbeschluß. Jetzt habe ich auch verstanden, warum mein ehemaliges Kollektiv immer noch so vor sich hinpräpelt und das Fahrradbüro so'n Riesen-Laden hat. Geschäfte sind eben Geschäfte.

Übrigens: rein juristisch haben die Herren recht. Sie waren noch nicht einmal verpflichtet, mir das Rad wieder abzunehmen, sagt die Verbraucherzentrale.

Wer kauft mir nun meinen Gutschein über 725,- DM ab? Oder soll ich dem Fahrradbüro eine Spende machen? Oder welcher minderbemittelte Jugendliche stellt sich gegen ein angemessenes Honorar im Fahrradbüro an die Kasse und verscherbelt meine Gutschrift? Oder kann mir sonst jemand helfen?

Kennwort: Rad-Los, Telefon: 785 41 24, Heike