Croupier-Equipe wieder frauenfrei

■ Bremer Spielbank serviert die einzigen vier Mitarbeiterinnen ab und sucht per Zeitungsinserat „junge Herren“ für den Roulette-Tisch / „Bei Bedarf“ sollen den Frauen neue Zeitverträge angeboten werden

Frauenfrei präsentiert sich ab heute die Croupier-Besatzung der Bremer Spielbank in der Böttcherstraße. Die vier einzigen Damen (Spielbank-Jargon), die bisher an Black-Jack -Tischen die Karten gemischt haben, hatten gestern ihren letzten Arbeitstag. Ihre auf 18 Monate befristeten

Verträge wurden nicht verlängert. Um die Lücken zu füllen, sucht das Bremer Spielcasino derweil per Zeitungsanzeige „junge Herren“ für eine „nicht alltägliche, wenn auch nicht ungewöhnliche, aber sehr reizvolle Berufschance“ als Croupier.

Mit großem Presserummel hat

ten die vier Anfang 1986 als erste Frauen ihren Job in der Böttcherstraße angetreten. Eine feuerte sogar werbewirksam für ihren neuen Arbeitgeber den Startschuß zum Bremer Sechstage-Rennen ab. Der eigene Start wurde den Frauen dagegen nicht leichgacht. Ihhefder technische

Leiter Hans-Jürgen Töpper, hatte eigentlich keine Frauen gewollt. Vor ihrem Dienstantritt impfte er die männliche Croupiersriege auf einer Betriebsversammlung, keine privaten Beziehungen zu den Damen aufzunehmen.

Traditionell sind Kasinos Männersache, jedenfalls was die Arbeitsplätze im „seriösen“ Spielbetrieb angeht. Geld verlieren dürfen natürlich auch Ladies. Frauen wurden in Spielbanken nur zur Animation am Empfang, an der Bar und bestenfalls an der Kasse eingesetzt. In vielen Kasinos haben sich Frauen allerdings inzwischen auch Arbeitsplätze an Black-Jack-Tischen erobert. In Bremen ist es damit vorläufig vorbei. „Können Sie sich eine 50jährige Frau als Croupier am Black-Jack-Tisch vorstellen? Wie sieht das denn aus“, lautet das Standard-Argument der Bremer Spielbank-Leitung gegen festangestellte Frauen im Spielbetrieb. 50jährige Glatzenträger mit Bauchansatz sind selbstredend kein Gegenstand ästhetischer Erwägungen.

Möglicherweise büßen die Bremerinnen auch für das Selbstbewußtsein ihrer Kolleginnen in Dortmund. Die als Black-Jack-Croupiers beschäftigten Ruhrgebiets-Damen erwägen, sich den Zugang zu den Roulette-Tischen einzuklagen. Denn erstens verdient man da mehr und zweitens gibt es nur für Drehcroupiers einen Weg nach oben in der festgefügten Spielbank-Hierarchie.

Der Betriebsrat des Bremer Spielcasinos hat sich für die er

sten Frauen im Spielbetrieb stark gemacht. Das Personal sei knapp, die Männer müßten Überstunden machen, klagt BR -Vorsitzender Joachim Jopp. Deshalb sieht er gute Chancen, daß die Damen im Herbst mit einem weiteren 18-Monats-Vertrag ausgestattet werden. Allerdings erst nach einer dreimonatigen Zwangspause, die das Arbeitsförderungsgesetz bei aufeinanderfolgenden Zeitverträgen vorschreibt und die trefflich mit der Sommerflaute zusammenfällt.

Herren mit befristeten Verträgen beschäftigt das Bremer Spielkasino nicht. Der Haken dieser Absprache zwischen Betriebsrat und Bremer Geschäftsleitung: Nur „bei Bedarf“ sollen die Frauen wieder an die Spieltische kommen. Das heißt: Wenn sich durch die Anzeigenserie nicht genug „junge Herren“ auftreiben lassen.

Keinen Zusammenhang zwischen der Suche nach neuen Männern und dem Abschieben erfahrener Frauen vermag dagegen Norbert Sontowski zu sehen, der von Münster aus in Personalunion die Bremer und die nordrhein-westfälischen Spielkasinos geschäftsführt. „Ich wehre mich gegen die Vorstellung, daß wir nicht in dieser Zeit leben, sondern von vorgestern sind“, bestreitet Sontowski vorsorglich spielbänklerische Frauendiskriminierung, obwohl er den Text der Bremer Anzeige nicht kennt. Seine beiden Bremer Statthalter waren für die taz nicht zu sprechen.

Gaby Mayr