piwik no script img

Demonstration für Internierte

■ Israelische und palästinensische Schriftsteller forderten vor dem Internierungslager „Ansar drei“ Freiheit für „administrative Häftlinge“ / Schwere Auseinandersetzungen in Jerusalem

Tel Aviv (taz/ap) - Mehr als 50 israelische und palästinensische Schriftsteller demonstrierten gestern vor dem Wüsten-Internierungslager „Ansar drei“ in der Negev -Wüste unweit der ägyptischen Grenze. In diesem Lager leben Tausende palästinensische Gefangene aus den besetzten Gebieten, die im Laufe der siebenmonatigen Intifada von israelischen Besatzungstruppen verhaftet wurden. Die Mehrheit wird in der berüchtigten „administrativen Haft“ gehalten und entbehrt damit jeglicher rechtlicher Mittel. Die Demonstranten forderten die sofortige Entlassung der „administrativen Häftlinge“, zu denen viele Akademiker, mindestens 15 palästinensische Schriftsteller und mehr als zwei Dutzend Journalisten gehören. Die israelischen Sicherheitskräfte verboten den Veranstaltern des Protestes, näher als zwei Kilometer an das Lager heranzukommen. Auf einer Kundgebung sagte der israelische Autor Amos Kenan aus Tel Aviv: „Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es israelischen und palästinensischen Schriftstellern nur erlaubt, sich frei und ungehindert zu treffen, wenn beide im Knast sind.“ Vertreter des Bürgerrechts-Verbands hatten zuvor das Lager besucht und von unmenschlichen Haftbedingungen berichtet.

Zu schweren Auseinandersetzungen zwischen demonstrierenden Palästinensern und israelischer Polizei ist es gestern in Jerusalem gekommen. Mit Tränengas und Gummigeschossen gingen Polizeieinheiten auf der Via Dolorosa, dem Kreuzweg in der Altstadt, gegen Hunderte von Demonstranten vor, die gegen eine Tunnelbohrung unter dem Tempelberg protestierten. Das israelische Religionsministerium will dort eine alte Höhle, den sogenannten Hasmoneh-Tunnel, freilegen.

Amos Wollin

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen