Giftgas blockiert

■ BremerInnen demonstrierten gegen US-Chemiewaffenlager in der Pfalz / SPD-Unterbezirks-Vorsitzender erwartet Prozeß

Auch sechs BremerInnen saßen am vergangenen Donnerstag und Freitag vor dem US-amerikanischen Chemiewaffen-Lager im pfälzischen Fischbach und behinderten dort für ein paar Minuten den Verkehr durch die Tore. Der Vorsitzende des SPD -Unterbezirks Bremen-Ost, Armin Stolle, ließ sich dabei von der Polizei wegtragen und erwartet nun seine Verurteilung wegen Nötigung. Denn am 5. Mai hatte der Bundesgerichtshof entschieden, daß die hehren Fernziele von friedensbewegten Sitzblockierern grundsätzlich nicht mehr zum Freispruch bei einer Anklage wegen „Nötigung“ führen dürfen.

„Gerade nach diesem Urteil müssen die Blockade-Aktionen fortgesetzt werden“, begründete Stolle gestern vor der taz andere Medien zeigten kein Interesse an der Pressekonferenz

-seinen „zivilen Ungehorsam“. Auch Ernst Busche und Gertrud Klischies, die mit Stolle zusammen nach Fischbach gefahren waren, sehen in dem BGH-Urteil einen zusätzlichen Grund zur Blockade. „Die Giftgaslagerung ist völkerrechtswidrig“, sah Gertrud Klischies den Rechtsbruch auf der anderen Seite des Lagerzauns. „Wir werden zum Handeln genötigt, weil wir durch die C-Waffen unmittelbar bedroht sind“, drehte auch Stolle den juristischen Spieß um.

Nachdem die bundesdeutsche

Polizei während der Blockade-Tage „sehr zurückhaltend und fast freundlich“ reagiert habe, wie Gertrud Klischies berichtete, hätten die US-Militärs eine Machtdemonstration geliefert: Genau am letzten Tag der Blockade-Aktion rückten sie mit über 50 schweren LKWs an und ließ die BlockiererInnen spüren, wer der Stärkere ist.

Dagegen hätten die BlockiererInnen bei der mit ihren Arbeitsplätzen vom Giftgas-Lager abhängigen Fischbacher Bevölkerung durchaus Sympathien gewinnen können, berichteten die drei BremerInnen übereinstimmend. Mit ihrem Alter zwischen 54 und 62 Jahren hätten sie bei den AnwohnerInnen schon deshalb Eindruck hinterlassen, weil sie die Strapazen des weiten Weges aus Bremen in Kauf genommen hätten. Richtig borniert gegenüber der tödlichen Gefahr hätte sich nur eine Gruppe Touristen gezeigt. „Die waren aus Vechta“, empörte sich Ernst Busche.

Dabei haben auch BewohnerInnen Bremens und umzu keinen Grund, bei einem möglichen Unfall oder gar beim Krieg mit C -Waffen, sorglos zu sein. Keine 50 Kilometer entfernt, in Walsrode-Beetenbrück, lagern ebenfalls C-Waffen der US -Amerikaner. Und in Garlstedt und Schwanewede stehen die entsprechenden Haubitzen zum Abschuß der tödlichen Gift -Granaten.

Ase