Greenpeace aus der UdSSR zurück

■ Zum ersten Mal konnte Greenpeace in osteuropäische Länder einreisen, um Daten über die Ostsee-Vergiftung zu sammeln / Kontakte zu Wissenschaftlern und Umweltschützern geknüpft / Stille Duldung der Behörden

Berlin (taz/dpa) - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace International durfte zum Auftakt eines Pilotprojekts „Ostsee“ erstmals in osteuropäischen Staaten Wasserproben entnehmen. Während ihrer zweimonatigen Reise durch fünf Verschmutzerstaaten der Ostsee konnten sich die Umweltschützer auch in Terpentin- und Zellstoffabriken der Sowjetunion umsehen und Schadstoffbelastungen in Gewässern messen. Bei seiner 6.000 Kilometer langen Rundfahrt hatte der zu einem Labor ausgebaute Greenpeace-Bus bereits in Dänemark, Schweden, Finnland und Polen Messungen vorgenommen.

„Die sowjetischen Behörden duldeten uns“, resümierte Florian Faber von Greenpeace Österreich gestern nach der Rückkehr vor der Presse in Berlin. Besonders hilfreich hätten sich aber weder Partei noch Staatsorgane gezeigt, so Faber. In Leningrad, wo Greenpeace als Aussteller an der internationalen Fachmesse für Meerestechnologie teilnahm, lehnte die Stadtverwaltung offizielle Gespräche ab. Bei dem Versuch, konkrete Informationen über die Verursacher der Meeresverschmutzung zu erhalten, sei Greenpeace „an die absolute Grenze von Glasnost gestoßen“.

Etwas mehr Unterstützung erhielten die Wissenschaftler dagegen in Polen. Gemeinsam mit dem Institut für Ozeanologie von der polnischen Akademie für Wissenschaften zogen sie Proben aus dem Wasser der Danziger Bucht.

Die konkreten Meßergebnisse aus Dänemark, Schweden, Finnland, Polen und der Sowjetunion werden in etwa zwei Monaten vorliegen, nachdem sie durch unabhängige Labors nochmal überprüft wurden.

Das wichtigste Ergebnis der Reise indes stehe bereits jetzt fest. Es sei gelungen, in der UdSSR und in Polen zahlreiche Kontakte zu Wissenschaftlern und Mitgliedern der dortigen Öko-Bewegung zu knüpfen. „Damit haben wir eine gute Basis geschaffen“, so der schwedische Koordinator Eriksen, „die im Januar begonnene Ostseekampagne fortzuführen.“ Im Rahmen dieser Kampagne werde man auch in die DDR fahren. Ob das gelingen wird, steht dahin. Bisher gilt Greenpeace dort als unerwünscht.

Als Zeichen für den „Beginn einer neuen Epoche“ bezeichnete der Direktor am Max-Planck-Institut für Physik, Hans-Peter Dürr, die Möglichkeit, in Polen und der Sowjetunion zu messen. Das Problem der Ostseeverschmutzung könne nur durch gemeinsame Anstrengungen in Ost und West gelöst werden. Da die Regierungen zu wenig Handlungsspielraum hätten, müßten nun Wissenschaftler und Bürger gemeinsam handeln.

peb