Hausdurchsuchung im Fascho-Laden

■ Der Staatsschutz nahm einen Laden in der Suarezstraße hoch: Auf T-Shirts gedruckte Symbole der rechtsextremistischen und militanten „Volkssozialistischen Bewegung“ gefunden / Hooligan-Magazine beschlagnahmt / Kundschaft hauptsächlich Fußballfans und Skinheads

Im Schaufenster des Geschäftes „Halloween“ liegen „Doc Martins“ Stiefel, an der Stange hängen Heavy Metal T-Shirts, auf dem Tresen werden Fanzines für „Hooligans“ angeboten: Auf den ersten Blick wirkt der Laden in der Charlottenburger Suarezstraße wie ein ganz normales Jugend-Szenegeschäft. Was in der Antifa-Szene schon seit längerem gemunkelt wurde, stellte der polizeiliche Staatsschutz jetzt bei einer Hausdurchsuchung fest: Der Hooligan-Shop, zu dessen Kundschaft viele Fußballfans und Skinheads gehören, ist ein Umschlagplatz für neonazistische Materialien und Embleme.

In den Fanzines namens „Hooligan“ und „Skin-Tonic“ , die im Laden liegen und kostenlos mitgenommen werden können , wird geschickt gegen Türken gehetzt ( „Wenn ihr Probleme mit Ausländern habt, dann sagt es uns!“) und von Keilereien mit Fußballfans anderer Städte berichtet. Während sich die Herausgeber der Hefte, die der taz vorliegen, in der Präambel formal von Gewalt distanzieren, zeigen Ludendorff -Zitate in gotischen Lettern dann, wo es wirklich langgeht: „Unsere eiserne Zeit verlangt von der Jugend nicht Weichheit, sondern Härte, nicht Gleichgültigkeit, sondern ein glühendes Herz, nicht Spiel, sondern Kampf.“ In einer Beschreibung des Fußballpokalendspieles Stuttgarter Kickers gegen den HSV, das im vergangenen Jahr im Berliner Olympiastadium ausgetragen wurde, beschreiben die Hooligans ihre Siegesfeier mit den Hamburger Fans. Nach einer Feier in einer Moabiter Kneipe, in der „kräftig gealkt wurde“, wurde „zu guter Letzt eine unbeteiligte Frau geschändet und angestrullert. Fazit: Ein lustiger Tag.“ Einzige Anzeige in den Zeitschriften: „Halloween“ - also Werbung für das Geschäft, in dem die Brutalo-Blätter ausliegen. Als presserechtlich Verantwortlicher zeichnet außerdem Hannes La Roche, einer der beiden Besitzer und Angeschuldigten des „Halloween“.

Die neonazistischen Symbole, die dem Staatsschutz in die Hände fielen, sind auf T-Shirts, Fahnen und Aufnähern abedruckte „Keltenkreuze“ und nachempfundene Hakenkreuze. Keltenkreuze sind Kennzeichen der verbotenen „Volkssozialistischen Bewegung / Partei der Arbeit“ (VSBD/ PdA).

Die rechsextreme Vereinigung machte zu Anfang der Achtziger Jahre im Bundesgebiet mit Banküberfällen auf sich aufmerksam; mehrere Mitglieder der Terrorgruppe kamen bei einer Schießerei mit einer Sondertruppe der Polizei ums Leben. Der damalige Führer der VSBD/PdA, Friedholm Bosse, saß wegen Sprengstoffbesitzes von 1982 bis 1986 im Knast und lebt heute in München.

Die beiden 29 und 27 Jahre alten Beschuldigten aus dem „Halloween„-Laden gaben bei ihrer Vernehmung an, nicht gewußt zu haben, was die Keltenkreuze bedeuten.

Anlaß für den Staatsschutz, den „Halloween“ hochzunehmen, war die Aussage eines 17jährigen Skins, der im Zusammenhang mit dem rechtsradikalen Überfall auf das Kreuzberger Kulturzentrum „Blockschock“ festgenommen worden war. Die Skins hatten das „Blockschock“ Anfang Mai mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen angegriffen. Der Junge trug ein Keltenkreuz am Ärmel; die Polizei wollte wissen, wo er das denn her hätte.

ccm