Blaulicht für den schwarzen Peter

■ Wie Staatssekretär Gauweiler einen österreichischen „Verkehrssünder“ ertappte

Berlin (taz) - Österreicher haben es schwer in Bayern, besonders wenn sie stottern. Nicht nur, daß sie in Sachen WAA an der Grenze abgewiesen werden, selbst ein Sprachfehler von ihnen zieht Schlagzeilen nach sich. Der Fall: Mitternacht in München, Gabelsbergerstraße. Der Wagen des Innenstaatssekretärs Gauweiler wechselt die Fahrspur. Ein Verkehrsteilnehmer fühlt sich behindert und stellt, so die Münchner Boulevard-Zeitung 'tz‘, den Chauffeur des Staatssekretärs an der nächsten Kreuzung zur Rede. Der Beschwerdeführer ist unverkennbar ein Österreicher. Und unglücklicherweise hat er auch noch einen Sprachfehler. Aus dem Stottern schließt Gauweiler messerscharf: Alkohol! Er eilt ans Mikrophon und ordert mit seinem Funknamen „Greif III“ einen Streifenwagen. Ausdrücklich verfügt er: Blaulicht! Die bestellte Streife ist perplex, „wegen so am Schmarr'n fahrn wir nicht mit Blau“. Unterstützt wird sie von Oberkommissar Werner F., dem zuständigem Außendienstleiter. Dieser erklärt, Sondersignale dürfen nur verwendet werden, wenn höchste Eile geboten ist, etwa um ein Menschenleben zu retten. Er rät seiner Streifenbesatzung zum vorsichtigen Fahren, ohne Martinshorn und ohne Blaulicht. So geschieht es, und der „schwarze Peter“ reagiert sauer. Noch in der gleichen Nacht wird die Polizeiführung verständigt und der unbotmäßige Kommissar ins Ministerium zitiert. Dort lesen Staatssekretär und sein oberster bayerischer Polizist, Inspekteur Reichersdorfer, Werner F. gemeinsam die Leviten: Gauweiler lebe schließlich gefährlich. Und deshalb sei der Einsatz von Blaulicht selbstverständlich. Dem sicherheitspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion platzt tags darauf nach Lektüre der 'tz‘ der Kragen. Er findet es „unerhört, wie Gauweiler die Polizei zur Befriedigung seiner persönlichen Machtgelüste mißbraucht und im Stil eines Wehrmachtsschleifers schikaniert“. Bayerns Innenminister Lang fordert er auf, „den pubertären Eskapaden und dem Amtsmißbrauch seines Staatssekretärs endlich einmal energisch entgegenzutreten“. Gantzer sollte nicht zu heftig protestieren, sonst wird er noch abgeholt - mit Blaulicht...

wg