Antifaschismus auf Wiener Art

■ Denkmal von Hrdlicka soll an Stadtrand gedrängt werden

Wien (taz) - Das Wiener Burgtheater macht Sommerpause, und so ruht der Konflikt um Theaterdirektor Peymann aus Teutonien. Doch ein neuer Skandal hat Wiens konservative Kulturpolitikr auf den Plan gerufen. Diesmal geht es um die österreichische Symbolfigur des Anti-Waldheim-Protests schlechthin, um den Bildhauer Alfred Hrdlicka. Er soll, wenn es nach den Kultur-Konservativen geht, ein von der Stadt Wien vor fünf Jahren in Auftrag gegebenes Denkmal gegen Faschismus und Krieg nicht an der geplanten Stelle im Zentrum von Wien aufstellen dürfen. Baubeginn sollte im September sein. Doch kurz vor der letzten Bausitzung machten die Verhinderer mobil. Aus dem Wissenschaftsministerium tauchte zufällig ein Gutachten auf, das die „Verbauung“ des zentralen Platzes vor der Albertina untersagt. Politiker der ÖVP forderten daraufhin eine Verlegung des Denkmals an den Rand der City. Massiv unterstützt werden die Hrdlicka-Gegner von Wissenschaftsminister Hans Tuppy (ÖVP).

Außerdem haben sich 1O.OOO Wiener bei einer Befragung gegen den geplanten Standort ausgesprochen. Doch Bundeskanzler Franz Vranitzky möchte eine neuerliche Diskussion um den Stand der österreichischen Vergangenheitsbewältigung verhindern. Er sprach sich für die Beibehaltung des zentralen Standorts aus, schob aber gleichzeitig den schwarzen Peter an Bürgermeister Helmut Zilk von der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) weiter.

Dieser muß als Auftraggeber entscheiden. Zilk kann sich jetzt entscheiden, mit der Wiener SPÖ zusammenzugehen, die sich offensichtlich ihrer antifaschistischen Traditionen besonnen und den Baubeginn sowie den Rücktritt des Wissenschaftsminister gefordert hat. Oder aber er beugt sich der Meinungsmache des Boulevard-Blattes 'Kronenzeitung‘, das eine Hetzkampagne gegen den „Stalinisten und Panzerkommunisten“ Hrdlicka angezettelt hat. Hrdlicka hat angekündigt, daß er zu keinerlei Kompromiß bereit ist.

Lehmann/Kirfel