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Vom Grenzkonflikt zum Tanker- und Raketenkrieg

Anlaß für den Golfkrieg war der Streit um den Verlauf der Grenze zwischen dem Irak und Iran auf dem Wasserweg Schatt el Arab, der für den Transport von Rohöl große Bedeutung hat. 1975 einigten sich beide Länder vertraglich darauf, die Mitte des Stroms als Grenze anzuerkennen. 1980 kam es zu wechselseitigen Beschuldigungen der Grenzverletzung. Im September desselben Jahres kündigte Bagdad den Grenzvertrag. Die Führung des Irak sah zu dieser Zeit eine große Chance, den durch die Islamische Revolution nach dem Sturz des Schahs geschwächte Iran unter Ayatollah Khomeini militärisch zu schlagen. Iran war wirtschaftlich angeschlagen und seine Armee war weitgehend der Führung beraubt.

September 1980: Streitkräfte des Irak marschieren in Iran ein. Offensive vor allem in der Ölprovinz Khusistan. Bis Ende 1980 werden 10.000 Quadratkilometer iranischen Territoriums eingenommen.

September 1981: Iranische Gegenoffensive beginnt

Mai 1982: Iranische Truppen rücken auf die irakische Grenze vor.

Juni 1982: Alle irakischen Truppen sind unter iranischem Druck von iranischem Gebiet abgezogen worden, wie aus Angaben der offiziellen irakischen Nachrichtenagentur INA hervorgeht.

Juli 1982: Iranische Truppen überschreiten die Grenze zum Irak

November 1982: Irans Staatspräsident Ali Khameinei lehnt Vorschlag des Friedenskomitees der Islamischen Konferenz zur Beendigung des Golfkriegs offiziell ab. Er verlangt die ausdrückliche Feststellung, daß der Irak den Krieg gegen die islamische Republik Iran begonnen habe.

1983: Insgesamt vier größere Offensiven Irans.

Oktober 1983: Der Weltsicherheitsrat fordert Irak und Iran zur Einstellung aller Kämpfe auf

März 1984: Irak beginnt Angriffe auf Öltanker (Tankerkrieg). Allein in diesem Jahr werden über 30 Schiffe angegriffen, einige von ihnen durch Iran. UNO-Experten bestätigen, daß der Irak im Golfkrieg Giftgas einsetzt.

Juni 1984: Der Irak und Iran vereinbaren auf Anregung von UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar, im Golfkrieg keine Angriffe mehr gegen die Zivilbevölkerung zu führen.

Juli 1984: Der Krieg soll bisher 680.000 Tote und 910.000 Verwundete gefordert haben, sagt der ägyptische Delegierte Mohammed Hassan Sayad bei der „Internationalen Konferenz über die Auswirkungen des irakisch-iranischen Kriegs auf den Weltfrieden“ in Bagdad. Die materiellen Schäden werden von ihm auf über 100 Milliarden US-Dollar geschätzt.

August 1985: Erste von insgesamt sieben geheimen Waffenlieferungen an Iran, mit denen die USA Teheran dazu bringen wollen, die Freilassung amerikanischer Geiseln in Libanon bei den von Iran beeinflußten Geiselnehmern durchzusetzen. Profite aus den Waffentransporten sind illegal an die Contra-Rebellen in Nicaragua weitergeleitet worden, wie im November 1986 in Washington enthüllt wird.

Februar 1986: Iranische Offensive am südlichen Frontabschnitt. Teheran meldet Besetzung der Hafenstadt Fau und großer Teile der Halbinsel gleichen Namens. Iran meldet weitere Offensive im nördlichen Frontabschnitt. Gegenoffensive des Irak im selben Gebiet.

September 1986: Iran beschießt Bagdad mit Raketen.

Dezember 1986: Im Tankerkrieg wurden bisher 111 Schiffe angegriffen, 66 vom Irak, 45 vom Iran.

März 1987: US-Präsident Reagan entscheidet, daß auf elf Tankern Kuwaits die US-Flagge gehißt wird und daß US -Kriegsschiffe die Tanker eskortieren.

Mai 1987: Ein irakischer Düsenjäger feuert - aus Versehen, wie später in Bagdad und Washington erklärt wird - eine Exocet-Rakete auf die US-Fregatte „Stark“. Irakische Streitkräfte haben wiederholt chemische Waffen im Krieg gegen Iran eingesetzt und bei diesen Angriffen auch Zivilisten verletzt, erklärt der UNO-Generalsekretär nach Untersuchungen von vier Experten Ende April in beiden Ländern.

Juni 1987: Iraks Außenminister beziffert die Zahl der getöteten Soldaten im Golfkrieg auf etwa eine Million, 800.000 davon Iraner, 200.000 davon Iraker.

Der Weltsicherheitsrat ruft in der einstimmig verabschiedeten Resolution 598 zum Waffenstillstand auf und fordert die Kriegsparteien zum Rückzug hinter die international anerkannten Grenzen auf.

September 1987: Großbritannien und Frankreich sowie Belgien, die Niederlande und Italien beschließen Entsendung von Minenräumbooten in den Golf, da auch die USA ihre Räumflotte verstärken.

Oktober 1987: US-Kampfhubschrauber versenken ein iranisches Sturmboot und bringen zwei weitere auf. US-Kriegsschiffe zerstören zwei iranische Bohrinseln, als Vergeltung für iranischen Angriff auf umgeflaggten Tanker. Iran nimmt den „Krieg gegen Städte“ wieder auf und feuert Raketen auf Bagdad ab.

Dezember 1987: Angaben des „Center for Defense Information“ der USA: Seit Beginn des Krieges 437 Schiffe angegriffen worden, 275 Schiffe vom Irak und 162 von Iran.

März 1988: Der Irak wird beschuldigt, bei den Kämpfen um die irakisch-kurdische Stadt Halabcha Giftgas - Senf- und Blausäuregas - eingesetzt und so den Tod von über 4.000 Menschen verursacht zu haben.

18. April 1988: Der Irak erobert die strategisch wichtige Halbinsel Fau zurück, die Iran im Februar 1986 in blutigen Kämpfen erobert hatte und seitdem besetzt hielt. Fau ist der einzige direkte Zugang des Iraks zum Golf.

25. Mai 1988: Iran verliert nach Angaben aus Bagdad auch das strategisch wichtige Gebiet Schamschah, 20 Kilometer östlich der irakischen Hafenstadt Basra.

25. Juni 1988: Irakische Truppen erobern die erdölreichen Madschnun-Inseln, südöstlich von Basra, berichtete ein Militärsprecher in Bagdad. Iran hatte die Inseln vor vier Jahren in verlustreichen Kämpfen erobert.

26. Juni 1988: Auch die strategisch wichtigen Huwaisa -Sümpfe nahe Basra werden nach irakischen Angaben in einem „Blitzangriff“ eingenommen. Iran hatte die Sümpfe 1985 in einer blutigen Offensive erobert.

3. Juli 1988: Der US-Kreuzer „Vincennes“ schießt über der Straße von Hormus einen iranischen Airbus ab. Alle 290 Insassen kommen ums Leben.

10. Juli 1988: Irakische Truppen erobern im nördlichen Frontabschnitt zwölf strategisch wichtige Gebirgshöhen östlich der irakischen Provinzhauptstadt Sulaymaniya zurück, meldet Bagdad. Der Irak habe in den vergangenen zwei Monaten nahezu 100 Gebirgsstellungen in dem ölreichen Gebiet wiederbesetzt.(dpa)

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