Ehemals Tellerwäscher

■ Der kurdische Schriftsteller Meherreme Cia verließ 1975 seine Heimat und lebt seit 1981 in Bremen

Meherreme Cia wurde 1952 im kurdischen Dorf von K. Maras geboren. Als Kind hatte er, wie viele Kinder in der Türkei, kein Spielzeug und keine Spielkameraden, mußte früh seine Familie unterstützen, hat Ringkekse, Feuerzeugöl, Wasser und Eis verkauft, und Teller gespült in einem abseits gelegenem Viertel der Stadt Adana. Da hat er von Trinkgeldern gelebt und Brot und Fleischreste der Kunden nach Hause gebracht.

Später verließ er das Restaurant, danach hat er auf verschiedenen Baustellen als Zementträger gearbeitet.

1964 hat er auf dem Weg zur Schule den Aufstand der Gefangenen von Adana gesehen, die um eine Amnestie baten, 1969 dann hörte er von den mittellosen kurdischen Bauern in Batman, die gemeinsam zum Gouverneur gingen, um ihr elendes Leben darzustellen und eine Petition einreichten: Der Gouverneur gab daraufhin Schießbefehl.

1970 hat er dann schließlich selbst Steine geworfen - beim Streik der Textilarbeiter von BOSSA. 1972 las er eines grauen Morgens mit zusammengebissenen Zähnen die Nachricht, daß vier revolutionäre Demokraten gehängt worden sind.

1975 verließ Cia seine Heimat und ihre grausamen Unterdrück -ung und kam nach Westdeutschland. Nahm an vielen Demonstrationen teil und versuchte, auch solche Bewegungen zu organisieren. Hier hat er auch ein Studium abgeschlossen. Seit 1981 lebt er in Bremen.

„Seit ich lieben lernte, schreibe ich Gedichte“, sagt Cia, „aber nur für mich, wie ich die Handlungen und Dinge in mir wahrnahm.

Sehr schüchtern hab ich meine Gedichte den Freunden vorgetragen. Sie sagten, ich solle aufhören, die Gedichte als mein Geheimnis einzusperren und für mich zu behalten. Sie haben mich überredet.“

pH/gin