Der „Quecksilber-Prinz“

Prinz Sihanouk - ein glänzender Meister des politischen Frontenwechsels / Sein Bündnis mit den Roten Khmer ist zugleich Stärke und Ballast  ■ D O K U M E N T A T I O N

Kontroversen sind dem Prinzen nicht fremd, seine zahlreichen politischen Wechselbäder nicht unbekannt. Der heute 65jährige Prinz, der 1941 zum König von Kamputschea gekrönt wurde, befürwortete damals eine gutwillige Monarchie, die aber gleichzeitig französische Kolonie bleiben sollte. Später wurde er allerdings überredet, den nationalistischen Kampf gegen Frankreich zu unterstützen. Und 1955 gab er die Krone an seinen Vater zurück, um sich gänzlich politischen Aktivitäten widmen zu können.

Er gründete im März 1955 die Sangkum (Sozialistische Gemeinschaft des Volkes), die das Parlamentsgeschehen bis 1970 beherrschte. 1960, nachdem der Tod seines Vaters eine Verfassungskrise ausgelöst hatte, wurde Sihanouk von der Nationalversammlung zum Staatsoberhaupt gewählt. 1963 gingen Sihanouks linke Kritiker, darunter auch Pol Pot, in die Berge und den Dschungel, um von dort aus gegen ihn zu kämpfen. 1967 unterdrückte Sihanouk mit eiserner Faust einen Aufstand radikaler Bauern in Battambang. Aber Sihanouks wichtigstes Ziel war es, die Unabhängigkeit Kamputscheas zu sichern. Die Beziehungen zu den USA wurden im Mai 1963 abgebrochen, nachdem er die USA wiederholt davor gewarnt hatte, kamputscheanische Gebiete in der Nähe der Grenze zu Vietnam zu bombardieren.

Als Sihanouk sich 1970 im Ausland befand, wurde seine Regierung durch einen von den USA gestützten Militärputsch des General Lon Nol gestürzt. In seiner Abwesenheit verurteilte ihn ein Militärgericht zum Tode. Dennoch ist er seither im wesentlichen Kamputscheas Kopf, wenn auch im Exil, geblieben. Als die Roten Khmer 1975 Lon Nols Regierung stürzten, kehrte Sihanouk für kurze Zeit als Staatsoberhaupt zurück. Doch ein Jahr später trat er zurück und blieb bis 1982 unter Hausarrest in Peking, aus dem man ihn entließ, weil nur er vermochte, die kamputscheanische Opposition gegen die Vietnamesen in Schwung zu bringen und gleichzeitig international das nötige Ansehen hatte.

Die Widerstandskoalition vereinigt die ehemalige Regierung der Roten Khmer, den rechten Flügel der Nationalen Volksbefreiungsfront (KPNL), angeführt von Sihanoiuks ehemaligem Premier Son Sam, und Sihanouks Funcinpec, die Vereinigte Nationale Front für ein unabhängiges, friedliches und kooperierendes Kamputschea. Trotz der zentralen Rolle, die Prinz Sihanouk in der sogenannten Exilregierung spielte, betonte er von Anfang an, daß er nicht gerne mit der Roten Khmer zusammenarbeite. Als Preis dafür, daß er die Führungsposition übernahm, bestand er darauf, seine eigene Armee (ANS) unabhängig von den anderen beiden Fraktionen zu bewaffnen. Alle drei Fraktionen sind politisch mit ihren eigenen Armeen praktisch unabhängig geblieben. Aber mit 40.000 Soldaten bleiben die Roten Khmer das Rückrat des militärischen Widerstandes.

Privat hatte er sich beschwert, daß die Roten Khmer mehrmals auf seine Soldaten geschossen hätten. Als die Roten Khmer seine Proteste jedoch ignorierten und Anfang letzten Jahres zwei weitere Sihanouk-Soldaten töteten, nutzte er die Gelegenheit, um sich politisch von ihnen zu distanzieren.