SCHNAPS – SCHUSS
: Es weihnachtet sehr

■ ...trotz ein paar trügerischer Sonnenstrahlen

Bei uns in Bremen ist die göttliche Ordnung ja sowieso außer Kraft gesetzt. Warum fremde Menschen, uralte Mythen und barocke Konzerte uns vom Jahreskreislauf berichten, vom Wechsel der Zeiten, von Frühling, Sommer, Herbst und Winter, eine jegliche nach ihrer Art, das alles können wir nur ahnen und uns von weisen Menschen erzählen lassen. Manche Zugereiste erinnern sich noch dunkel, daß man in ihrer Jugend zur Sommerszeit der rätselhaften Tätigkeit des sogenannten „Badengehens“ frönte und sich zum Schutz vor der Glut eines uns kaum bekannten Himmelskörpers mit köstlichen Ölen balsamierte. Was Wunder, daß die Jugend von heute ihre Eltern nicht mehr versteht!

Wir kennen andere Gesetze, nach denen wir unsere Jahre zwischen den unbeweglichen Feiertagen Neujahr und Silvester ordnen. Sommer ist, wenn wir Kurzärmliges und Luftiges, das französische oder italienische Couturiers uns leichtfertig vorschreiben, in unsere Kleiderschränke stopfen, und wir haben gelernt, daß der Sommer sich neigt, wenn Bremens Geschäftswelt von plötzlichen Preisverfällen geschüttelt wird und Menschenmengen sich überraschend über Berge luftigen Zeugwerks stürzen. Es wird Winter! Seit gestern ist Sommerschlußverkauf!

Klaus Schloesser