Wien schließt Hrdlicka ins Herz

Antifaschismus-Denkmal wird trotz Protesten vor der Oper aufgestellt  ■  Aus Wien Oliver Lehmann

Wiens Sommerthema Nummer eins ist vom Tisch: Alfred Hrdlickas Anti-Faschismus-Denkmal darf wie geplant neben der Wiener Oper aufgestellt werden. Das gab der Wiener Bürgermeister Zilk (SPÖ) gestern auf einer Pressekonferenz in Wien bekannt.

Damit ist der Versuch konservativer Stadtväter gescheitert, das Mahnmal an den Rand der City zu verdrängen.

Dem Beschluß des Bürgermeisters waren erbitterte Auseinandersetzungen zwischen der konservativen ÖVP, allen voran Kultursprecher Busek und der Wiener SPÖ vorausgegangen.

Unterstützt wurden die konservativen Stadtpolitiker von dem Massenblatt 'Kronenzeitung‘, das eine Hetzkampagne gegen den „Panzerkommunisten“ Hrdlicka, der einer der aktivsten Anti -Waldheim-Gegner in Österreich ist, anzettelte. Zuletzt hatte die 'Kronenzeitung‘ eine Volksabstimmung über das Denkmal gefordert. „Ich habe heute früh meine Mitarbeiter angewiesen, alles zu tun, damit der Bau begonnen werden kann“, versicherte Zilk gestern. Er begründete seine Entscheidung für den ursprünglich geplanten Standort an zentraler Stelle in der Wiener City mit dem Argument, Österreich dürfe im Jahr des Anschluß-Gedenkens seiner Reputation nicht noch mehr Schaden zufügen.

Hrdlicka, der sich geweigert hatte, das Denkmal für einen anderen Standort freizugeben, erklärte in einer kurzen Stellungnahme, er freue sich, daß es so ausgegangen sei. Auch Wiens Grüne zeigten sich zufrieden, während FPÖ und ÖVP die Entscheidung Zilks scharf kritisierten: „Die demokratische Vernunft hat den kürzeren gezogen“ sagte Busek.

Die Stadtväter befürchten Anschläge neofaschistischer Gruppen auf Hrdlickas Denkmal gegen Krieg und Faschismus. Sie wollen deshalb das Mahnmal unter Polizeischutz stellen.