Ich kämpfe nicht für Rassisten

■ Südafrikaner wegen Kriegsdienstverweigerung zu sechs Jahren Haft verurteilt / Kein Pazifist, sondern Gegner des Rassistenregimes / Jüdische Mutter des Verurteilten war aus Nazi-Deutschland nach Südafrika geflohen

Johannesburg/Berlin (dpa/taz) Ein südafrikanischer Kriegsdienstverweigerer wurde am Montag zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil er sich weigerte, „zur Verteidigung eines rassistischen Systems“ die Uniform der südafrikanischen Armee zu tragen. Der 24jährige David Bruce, dessen jüdische Mutter 1938 vor den Nazis aus Deutschland nach Südafrika flüchtete, muß die längste Haftstrafe absitzen, die seit dem Zweiten Weltkrieg in Südafrika für Kriegsdienstverweigerung verhängt wurde.

Die blinde Mutter des Verurteilten, Ursula Bruce, hatte dem Gericht in Johannesburg beschrieben, wie sie als Kind die Rassenverfolgungen in Deutschland erlebt hatte. Sie verlor zwölf enge Verwandte, bevor sie nach Südafrika flüchtete. Sie sagte, daß sie dankbar sei, in Südafrika aufgenommen worden zu sein. „Aber ich kann nicht verhindern, daß ich mir sehr, sehr bewußt bin, daß es zwischen dem System des Nationalsozialismus und dem System hier einige vergleichbare Dinge gibt“, sagte sie. Bruce ist kein Pazifist. „Ich wäre bereit, in einer Armee Dienst zu tun, die die Bevölkerung tatsächlich verteidigt, anstatt einen Bürgerkrieg zu führen“, sagte er gegenüber der taz. Er sei nicht gegen den Kriegsdienst als solchen, sonder lediglich gegen die Apartheid.

„Mir geht es darum, daß auch andere meinem Beispiel folgen und gegen den Rassismus protestieren,“ fügte er hinzu.

Der Präsident des Weltbundes reformierter Kirchen, Allan Boesak, äußerte am Dienstag in einem Schreiben seine „große Bewunderung“ für Bruce. „Menschen wie Sie geben mir den Mut, weiterhin und noch stärker dafür zu arbeiten, daß dieses böse System abgeschafft wird ... Der Kampf geht weiter“, erklärte Boesak. Die liberale Oppositionspolitikerin Helen Suzman sagte auf einer Pressekonferenz, es sei unverständlich, daß „eine solch grausame Strafe“ gegen jemanden verhängt wird, der „eindeutig kein Verbrecher ist“.

Bruce ist nach Worten seiner Rechtsanwältin Kathy Satchwell im Zentralgefängnis von Johannesburg in einem Bereich für „weiße Männer“ in einer Einzelzelle untergebracht. Zu Beginn seiner Haftstrafe gelten für ihn „die niedrigsten Kategorien„; er darf nur einmal im Monat für eine halbe Stunde Besuch empfangen.

Die Anwältin erklärte, sie werde gegen die Verurteilung ihres Mandanten Berufung einlegen.

hb