WAA-Gegner erhalten Hilfe aus dem All

Satellitenbilder widerlegen Version der WAA-Betreiberfirma DWK / Tektonische Brüche  ■  Aus Neunburg Bernd Siegler

Der tektonische Untergrund im Umfeld der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf (WAA) ist durch relevante Brüche gekennzeichnet. Der grüne Landtagsabgeordnte Armin Weiß legte am 12. Tag des WAA -Erörterungsverfahrens in Neunburg vorm Wald Satellitenbilder vor, die die anderslautende Darstellung der WAA-Betreiberfirma DWK eindeutig widerlegen.

Zuvor hatte Versammlungsleiter Rudolf Mauker vom Bayerischen Ministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen mit einem rigorosen Eingriff in die weitere Tagesordnung für einen Eklat in der mit etwa 200 ZuhörerInnen besetzten Stadthalle gesorgt. Mauker hatte sehr zum Gefallen der DWK die Behandlung von neuesten Erkenntnissen zum Strahlenschutz sowie Fragen der Landesplanung, der Wirtschaftlichkeit der WAA und deren psychosomatischen Auswirkungen von der weiteren Erörterung ausgegrenzt.

Noch während der laufenden Erörterung wurde das Auto der Sprecherin der BI Schwandorf, Irene Maria Sturm, ohne schriftliche Begründung beschlagnahmt. Die Polizei monierte einen Aufkleber mit dem Text „Widerstand braucht Phantasie“. Die abgebildete Zwille hatte die BI-Sprecherin durchgestrichen.

Weiß bezog sich bei seinen Ausführungen auf multispektrale Aufnahmen, die 1972 und 1975 von den NASA-Satelliten Landsat 1 und Landsat 2 gemacht worden waren. Darauf sind tektonische Störungen quer durch das WAA-Gelände oder knapp an dessen Nordrand zu sehen. DWK und Umweltministerium hatten bisher immer behauptet, derartige Störungen lägen nicht vor, deshalb sei eine Grundwassergefährdung durch die WAA im Bereich der Bodenwöhrer Senke auszuschließen. Fortsetzung auf Seite 2

Von einer absoluten Abdichtung der beiden Grundwasserschichten unterhalb der WAA könne, so Weiß, jetzt keine Rede mehr sein. „Die heile Unterwelt der WAA ist nichts weiter als ein frommer Wunsch“, betonte er. Obwohl die beiden Satellitenaufnahmen schon seit 1977 bekannt seien, hätten sie noch keinen Eingang in das bisherige atomrechtliche Genehmigungsverfahren der WAA gefunden. Auffällig wäre auch, daß sämtliche Bohrungen auf dem Gelände der WAA in einer Weise angesetzt wurden, daß die tektonischen Störungen exakt umgangen wurden. Begleitet von den Zuhörer-Rufen „Protokolle her“ forderte er die DWK zur Herausgabe der Tagesbohrprotokolle auf - vergeblich. Selbst das Umweltministerium weigerte sich, die WAA-Betreiberfirma zur Herausgabe zu verpflichten.

Bevor die DWK bei diesem Erörterungstermin wieder einmal alle detaillierten Antworten schuldig blieb, hatte Ministerialrat Mauker laut Einwendervertreter Wolfgang Baumann einen groben Rechtsverstoß begangen. Mauker hatte für diese Woche eine verbindliche Tagesordnung vorgelegt. Darin sind für die Themen Meteorologie/Seismik und Transporte jeweils nur ein Tag vorgesehen. Neueste Erkenntnisse zur Gefährdung durch Niedrigstrahlung hätten laut Mauker auf diesem Erörterungstermin ebensowenig etwas zu suchen wie die Klärung der Frage, ob die WAA überhaupt erforderlich und wirtschaftlich rentabel sei. Auch die Frage des Restrisikos hätte im atomrechtlichen Verfahren nichts verloren. Mauker kündigte an, den Leiter des Münchener Instituts für Psychologie und Friedensforschung, Dr.Kortländer, und andere Wissenschaftler nicht zur psychosomatischen Auswirkung der WAA, zum menschlichen Fehlverhalten in Streßsituationen und zu den Gefahren für die Demokratie und den inneren Frieden in der BRD durch die WAA Stellung nehmen zu lassen. Das Institut hatte immerhin 35.000 Einwendungen gesammelt. Rechtsanwalt Baumann sprach von einem „gravierenden Verstoß gegen das Atomgesetz“ und einer „Denaturierung der Erörterung“, zumal die DWK erklärt hatte, Antworten schriftlich zu den Akten zu geben und selbst zu entscheiden, welche Fragen sie beantworten wolle. Sollte Mauker an seiner Tagesordnung festhalten, kündigte Baumann Schadensersatzforderungen für die dann vergeblich angereisten EinwenderInnen an. Dann wollen auch Grüne und SPD eine Sondersitzung des bayerischen Landtags einberufen und die Abgeordneten aus dem Urlaub zurückholen.

Die Oberpfälzer Bürgerinitiativen zogen nach zwölf Tagen Erörterung ein positives Resümee. Mehr als 10.000 EinwenderInnen hätten bisher in Neunburg teilgenommen. Armin Weiß kündigt an, bei zügiger Diskussion mindestens noch acht Wochen zur Klärung aller Sachfragen zu benötigen. Das Umweltministerium hatte die Halle vorerst bis 5.August gemietet. Dann steigt das 125jährige Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr.