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Grüne Energie-Träume

„Energiewende - Szenario 2010“ weist ökologisch vertretbaren Weg aus der Atomenergie  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin(taz) - Nicht als Prognose, sondern eher als „politische Wunschvorstellung besonderer Art“ wollen die Grünen-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Daniels und Eckard Stratmann ihr „Grünes Energiewende-Szenario 2010“ verstanden wissen, das sie gestern in Bonn der Presse vorstellten. Nach der vom Freiburger Öko-Institut im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen erarbeiteten Studie könnten erneuerbare Energiequellen bis zum Jahr 2010 fast genau den Anteil am bundesdeutschen Energiebedarf abdecken, den heute die Atomenergie liefert.

Aus „rein methodischen“ Gründen, sagte Stratmann, habe man als Vergleichsszenario für die Berechnungen eine Studie der Baseler Prognos AG zugrunde gelegt, die von einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 2.4 Prozent ausgeht. Selbst auf dieser „ökologisch unverantwortlichen“ Grundlage kann, so das Ergebnis des Öko-Instituts, ein sanfter Energiepfad beschritten werden; ohne Atomenergie, mit drastischer Energieeinsparung, forciertem Ausbau erneuerbarer Energiequellen und deutlicher Senkung der Schadstoffemissionen aus der Verfeuerung fossiler Brennstoffe. Nach dem Abschalten der Atomkraftwerke müßten die Möglichkeiten der Energieeinsparung optimal genutzt und der Braunkohleabbau bis zum Jahr 2010 auf etwa ein Drittel gesenkt werden. Zwar werde der zwischen den Elektrizitätsunternehmen und dem Steinkohlebergbau bestehende Jahrhundertvertrag bis zum Jahr 1995 „vollkommen eingehalten“, bis zum Jahre 2010 würde der Anteil der Steinkohle jedoch um ein Drittel zurückgehen.

Bei einem Ausstieg aus der Atomenergie bis 1989 würden die Emissionswerte allerdings trotz einer Reihe flankierender Maßnahmen zur ökologischen Optimierung bis 1993 höher liegen als im Prognos-Szenario. Später käme es durch verfeinerte Rauchgasentgiftung, Nutzung schwefelärmerer Kohle, Tempolimits auf den Straßen und den verstärkten Einsatz von Katalysatoren zu einem erheblichen Rückgang des Schadstoffausstoßes. Im Jahre 2010 würde dann entgegen den Prognos-Berechnungen ein Drittel weniger Kohlendioxid ausgestoßen, das wesentlich für den „Treibhauseffekt“ verantwortlich ist.

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