piwik no script img

Steps irgendwie vor, steps zurück

■ Nichts als Klatsch über die Amtsmüdigkeit des kämpferischsten der Bremer Senatoren

Gerüchte über abtretende und aufstrebende Personen der großen und auch der kleineren Weltgeschichte haben für alle Beteiligten etwas Nachteiliges. Der eine wird in etwas „hineingeredet“, der andere „verbrannt“, bevor die Chance wirklich zum Greifen nahe war. Die Pose der großen Entscheidung ist nicht mehr möglich, wenn vorher alles „zerredet“ wurde, die neue Person als Produkt kleinlicher Schiebereien demaskiert. Also wird dementiert, bis die Würfel gefallen sind und der Vorhang hochgezogen werden kann. Diese große Geste ist es, die Klatschsucht aufs Äußerste provoziert.

Daß das ein Fehler war, haben ihm verschiedene Parteifreunde gesagt: In Bemerkungen hier und da hat Horst Werner Franke, Senator für Bildung, Wissenschaft und Kultur, in den Monaten vor dem Urlaub sein Verbleiben im Amt von einer vertretbaren Lösung der Schulstandort-Debatte (STEP) abhängig gemacht. Bei den Schulschließungen vor zwei Jahren hatte Franke meist allein „gegen den Rest“ der SchülerInnen und Eltern gestanden - und sich dabei so gut geschlagen, daß er damit kokettieren konnte, die aktivsten Protestgruppen um sich und sein Ressort zu sammeln.

Diesmal hatte der SPD-Landesvorsitzende ihm echte „Hilfe“ versprochen. Resultat: Selten sind die Planungen der Behörde so der Lächerlichkeit preisgegeben worden wie bei STEP. Gegenüber der eigenen Partei scheinen die kämpferischen Qualifikationen zu versagen, Franke war verbittert, niedergeschlagen, brüllte gar in seinem Ressort die hochbezahlte GSM-Expertenrunde nieder. Und ein paar Tage, bevor er aus seinem verregneten Urlaub im niedersächsischen Windhorst zurückkehrt, wird in Bildungs-Kreisen der CDU sein Rücktritt schon halböffentlich als Tatsache gehandelt.

Daß dem Bildungssenator mögliche Kronprinzen Knüppel in den Weg geworfen haben, kann man nicht gerade sagen. Dem Bildungs-Politiker Fluß wird nachgesagt, er strebe mehr zu Radio Bremen, und der Deputationssprecher Aulfes war zwar in wichtigen Fragen nicht einer Meinung mit seinem Senator, hat aber wichtige Reden im Parlament der Deputierten Marlies Hünecke überlassen. Daß die dann und wann bei Wedemeier „kratzt“ und „sich Hoffnung macht“, ist in der SPD-Fraktion offenes Geheimnis. In Sachen STEP hat sie eigene Vorschläge zu Papier gebracht - gegen die Planungen der Behörde wäre es ihr „Traum“, daß Kippenberg als Oberstufe geschlossen und SEK I-Zentrum wird. Aber Frankes Rücktritt? Davon hat sie nichts gehört, das wäre ein „schwerer Verlust“. Sie glaubt, der wird STEP „irgendwie zu Ende bringen“. Eventuelle Nachfolger für den Fall, daß...? „Dazu mache ich mir keine Gedanken“, sagt sie fest.

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen