Mehr vom Widerstand-betr.: Artikel über den Waffenstillstand im Golfkrieg von Thomas Reuter, taz vom 19.7.88

betr. Artikel über den Waffenstillstand im Golfkrieg von Thomas Reuter, taz v. 19.7.88

Das Regime der Mullahs hat sich nun endlich bereit erklärt, die UNO-Resolution zumindest auf dem Papier anzunehmen. Es ist zu vermuten, daß es das nicht getan hätte, wenn es innenpolitisch stabil wäre. Vermehrte Berichte von der Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung und dem wirtschaftlichen Chaos legen den Schluß nahe, daß das Regime seinem Ende zugeht. Es stellt sich nun die Frage, was kommt danach und wie gehen die deutschen Medien mit den heutigen Oppositionellen und morgen vielleicht Regierenden um? Machen sie den gleichen Fehler wie zur Schahzeit, als sie über Khomeini nicht genug aufklärten, und hat nicht gerade eine fortschrittliche Zeitung wie die taz die Aufgabe, die iranische Opposition den Tatsachen entsprechend vorzustellen? In eurem Artrikel werden die Volksmujahedin mit einem Satz erwähnt. Als ihr Führer Massoud Rajavi vor zwei Jahren im Pariser Exil zu Passivität gezwungen werden sollte, wählte er Bagdad als neues Hauptquartier, mit dem erklärten Ziel, von dort aus die Befreiung des Iran von Khomeini und die Rückkehr dorthin vorzubereiten.

Damals prophezeiten alle Medien den baldigen Zerfall dieser Widerstandsbewegung, heute sehen wir, daß sie die einzigen sind, die aktiv gegen die Mullahs kämpfen, und sogar im Iran militärische Siege gegen Khomeinis Truppen erringen, die auch die Medien nicht mehr verschweigen konnten. Ich frage mich, warum die taz immer dann, wenn sie von den Mujahedin spricht, auf ihre angebliche Abhängigkeit vom Irak hinweist. Auf Grundlage welcher Tatsachen, Beweise oder Entwicklungen behauptet der Autor, der Irak habe die Volksmudjahedin „an die Leine gelegt“?

(...) Da ich keine Beweise für die o.g. Behauptung sehe, muß ich sie für eine Beleidigung des iranischen Widerstands halten.

Charlotte Wagner, Föhren