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Senat pfercht bedrohte Frauen in Container

■ Wohnsituation für bedrohte Frauen katastrophal / Frauen aus beiden Frauenhäusernstatteten Bausenator Besuch ab / Frauenbeauftragte hat resigniert

Über 50 wütende Frauen aus den beiden Frauenhäusern mit ihren Kindern statteten dem Senator für Bau- und Wohnungswesen gestern einen Besuch ab, um auf die Überfüllung im 1.Frauenhaus und auf die besonderen Wohnungsprobleme von alleinstehenden Frauen mit Kindern hinzuweisen. Nachdem das 2.Frauenhaus durch den Brand Mitte Juni weitgehend unbewohnbar wurde, sind viele in das 1.Frauenhaus umgezogen.

Mit über 100 Bewohnerinnen ist das jetzt völlig überbelegt, da es nur für 70 Personen Platz bietet. Neue Frauen können gegenwärtig nicht aufgenommen werden. Im 2. Frauenhaus wurden als Notbehelf einige Container aufgestellt.

Enttäuscht sind die Frauen vor allem, daß seit dem Brand nichts passiert ist. Erst nach einiger Überzeugungsarbeit und nur unter starker Polizeipräsens gelang es den Frauen, mit drei Mitarbeitern des Bausenators zu sprechen und auf den dringenden Bedarf an größeren Wohnungen hinzuweisen, um die Überfüllung im 1. Frauenhaus zu mildern. Die Senatsmitarbeiter versprachen, mit allen beteiligten Senatsstellen Kontakt aufzunehmen.

„Wir werden uns weiter um eine Lösung bemühen, aber von uns aus können wir das Problem kaum noch in den Griff bekommen“, bekannte resigniert die Frauenbeauftragte Carola von Braun. Die Wohnungsproblematik von Frauen sei mittlerweile genauso gravierend wie die Arbeitsmarktprobleme von Frauen. Es werde geprüft, ob auf dem Wege von Überlassungsverträgen Wohnkontingente für Frauen aus Problemgruppen geschaffen werden könnten. Solche Verhandlungen seien aber schwierig, „weil tausend andere Personen gleichzeitig suchen“. Um eine Lösung für den „Berliner Wohnungsmarkt“ zu finden, so von Braun, müsse der Senat über einen Ausbau des Wohnungsbauprogrammes nachdenken.

bim

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