UN erwägt Verhängung einer Feuerpause im Golf

■ Verhandlungen am Sitz der UNO noch immer festgefahren / Irak besteht auf direkte Verhandlungen / Siebener-Komitee der arabischen Liga tagt in Bagdad / Kritik an Irak wegen Einsatz von Giftgas / Weiter heftige Kämpfe an der Kriegsfront

New York/Manama (afp) - UN-Generalsekretär Perez de Cuellar hat am Dienstag seine Bemühungen in New York zu einer Annäherung der unterschiedlichen Standpunkte der beiden Golfkriegsgegner über das Wie und Wann einer Feuerpause fortgesetzt. Irak sieht sich nach Veröffentlichung eines UN -Berichts über die Anwendung von Giftgas unterdessen im Kreuzfeuer der Kritik. Das Siebener-Komitee der Arabischen Liga kam am Dienstag in Bagdad zu weiteren Beratungen über den Golfkonflikt zusammen. Gleichzeitig fanden im Kriegsgebiet innerhalb der vergangenen 24 Stunden Kämpfe insbesondere um die Stadt Mehran im Westiran statt.

Die Verhandlungen am Sitz der UNO in New York waren auch am Dienstag festgefahren. Irak besteht auf sofortigen Direktgesprächen mit Iran noch vor Inkrafttreten eines Waffenstillstands, während Iran erst nach Verwirklichung der Resolution 598 in direkte Verhandlungen mit dem Gegner treten will. Perez de Cuellar, der am Montag abend über zwei Stunden lang mit Irans Außenminister Ali Akbar Welajati konferiert hatte, sagte nach der Unterredung, das Problem liege nicht im Konzept direkter Gespräche selbst, sondern im Zeitpunkt der Aufnahme dieser Gespräche. Er habe sich bei beiden Seiten bemüht, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Er fügte hinzu, daß der Zeitraum zwischen einer Waffenpause und der Aufnahme von Verhandlungen jedenfalls „so kurz wie möglich“ sein müsse. Er wollte aber auch nicht ausschließen, daß die Vereinten Nationen eine Waffenruhe im Golfkrieg anordnen könnten. Es sei „sehr schwierig“ vorauszusagen, wann er den Tag X für eine Feuerpause verkünden könne, da er zuvor noch eine Überwachungstruppe bilden sowie die Mitglieder des Sicherheitsrates und die beiden Kriegsgegner selbst konsultieren müsse. Er warte zudem auf den Bericht einer technischen Mission, die zur Zeit in beiden Ländern die Umsetzungsbedingungen eines Waffenstillstands prüft. Irans Außenminister Welajati erklärte seinerseits nach dem Gespräch mit Perez de Cuellar, der Sicherheitsrat müsse „jetzt etwas gegen Irak unternehmen“, nachdem UN-Experten einen Bericht vorgelegt haben, in dem Bagdad erneut beschuldigt wird, chemische Waffen einzusetzen. Bagdad habe sich als „völlig unzivilisiertes Regime“ erwiesen. Von der Kriegsfront wurden heftige Kämpfe um die iranische Stadt Mehran am Mittelabschnitt der Front gemeldet. Teheran teilte mit, die iranischen Streitkräfte hätten Truppen des Feindes bei Mehran angegriffen und 270 gegnerische Soldaten unschädlich gemacht.