Neue Männer braucht der Bund

Der Pillenknick plagt die Bundeswehr / Jetzt müssen auch Verheiratete ohne Kinder und Söhne kinderreicher Familien einrücken / Jahrgänge ab 1962 betroffen / Regelung seit 1986 beschlossen  ■  Von Caroline Schmidt-Gross

Berlin (taz) - Ab Januar 1989 wird die Bundeswehr auch junge Männer einziehen, die bisher vom Wehrdienst verschont wurden. Betroffen sind verheiratete Männer ohne Kinder und Söhne von Familien, in denen bereits zwei Brüder Wehr- oder Ersatzdienst abgeleistet haben. Die neue Regelung gilt für junge Männer ab dem Jahrgang 1962.

Das Verteidigungsministerium will ihnen bei den Einberufungsterminen entgegenkommen und den 1.Januar oder 1.April 1989 zum Einrücken anbieten. Denn ab 1.Juli 1989 wird der Grundwehrdienst von 15 Monaten auf 18 verlängert.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums Wolf Poulet begründete diese neue Regelung damit, daß sie bereits im Juni 1986 in der Novellierung des Wehrpflichtgesetzes beschlossen worden sei. Nach Schätzungen des Ministeriums sind sechs Prozent der Wehrpflichtigen eines Jahrgangs verheiratet. Diese Verheirateten seien schon immer wehrpflichtig gewesen, nur habe man sie in der Vergangenheit nicht gebraucht. Ebenso verhält es sich mit Söhnen aus kinderreichen Familien. Auch ihnen flattert nächstes Jahr der Einberufungsbefehl ins Haus.

Individuelle Ausnahmen nach der Härtefallregelung des Wehrplichtgesetzes sind immer noch möglich, neue Regelungen wird es aber nicht geben, sagte Poulet. Wenn die betroffenen Männer ab 27 Jahre und jünger in dieser Zeit ihren Hochschulabschluß machen oder lange Jahre in einem Lehrberuf gearbeitet haben, müßten sie sich laut Poulet vom Verteidigungsministerium zurückstellen lassen. Das hätte aber zur Folge, daß sie die verlängerte Wehrdienstzeit von 18 Monaten ableisten müssen. Das Verteidigungsministerium will mit der neuen Maßnahme die Auswirkungen des Pillenknicks mildern und die zunehmende Personalverknappung stoppen. Außerdem soll durch die neue Einberufungspraxis mehr Wehrgerechtigkeit unter den Männern erreicht werden.