In der Angola-Runde kracht es

Südafrika veröffentlichte trotz der vereinbarten Geheimhaltung detaillierte eigene Vorschläge / Kuba und Angola nennen Vorstoß „grotesk und unrealistisch“ / Gespräche werden trotzdem fortgesetzt  ■  Aus Genf Andreas Zumach

Verärgert haben Kuba und Angola gestern südafrikanische Vorschläge zur Lösung des Namibia/Angola-Konfliktes zurückgewiesen. Südafrikas Außenminister Roelof „Pik“ Botha hatte am Dienstag nachmittag die Geheimhaltung der in Genf laufenden Verhandlungen gebrochen und öffentlich den Abzug der südafrikanischen Truppen aus Angola ab 1.September und aus Namibia ab 1.November sowie UNO-überwachte Wahlen am 1.Juni 1989 vorgeschlagen. Das lehnten Kuba und Angola als „grotesk und unrealistisch, weder akzeptabel noch diskutabel“ ab. Die beiden Länder bekundeten aber ihre Absicht, vorerst weiterzuverhandeln. Pretorias „Bedingungen“: Bis zum Wahltag müssen die rund 40.000 kubanischen Soldaten aus Angola vollständig abgezogen sowie die sieben Lager für rund 9.000 Kämpfer der südafrikanischen Befreiungsbewegung ANC in Angola aufgelöst werden. Botha sprach zwar von einem „gleichzeitigen Abzug“ der südafrikanischen Truppen, einen Endtermin dafür nannte er jedoch nicht.

Der südafrikanische Außenminister schlug außerdem einen Waffenstillstand ab 10.August vor und forderte von der Regierung in Luanda, die Aktivitäten der Befreiungsbewegung für Namibia, SWAPO, „einzuschränken“. Zusätzlich will die südafrikanische Regierung, daß die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates - Frankreich, Großbritannien, China, die USA und die UdSSR - die finanzielle Unterstützung für Namibia, die jährlich Milliarden verschlingt, übernehmen.

SWAPO-Sprecher Hamodenya nannte Bothas Vorschläge gegenüber der taz „völlig willkürlich“. Südafrika habe „überhaupt kein Recht, irgendwelche Daten zu setzen“. Namibias Unabhängigkeit könne „auf Basis der UNO-Resolution 435 sofort realisiert werden und ist überhaupt nicht von einem Abzug der kubanischen Truppen aus Angola abhängig“. Auch die Delegationen aus Havanna und Luanda lehnten in einer schriftlichen Stellungnahme die „Verknüpfung“ zwischen diesen beiden Vorgängen als „überholten Versuch“ ab. Bis gestern herrschte der Eindruck vor, als stimmten die vier Verhandlungspartner mit ihren in New York vereinbarten 14 Prinzipien einer kausalen wie zeitlichen Verknüpfung zwischen dem Truppenabzug aus Angola und der Unabhängigkeit Namibias zu. Kuba und Angola erklärten, dieses „Verlangen Pretorias“ stehe im Gegensatz „zur Substanz dieser Fortsetzung auf Seite 2

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Verhandlungen sowie der öffentlichen Meinung in Afrika und weltweit“. Für die Realisierung der Unabhängigkeit Namibias sieht die UNO-Resolution 435 sieben Monate von einem Waffenstillstand ab gerechnet vor. Kuba hatte bislang eine drei- bis vierjährige Abzugsphase für seine Truppen vorgeschlagen, Südafrika - unterstützt von den USA - den Abzug innerhalb eines Jahres verlangt. Mit seinem Vorschlag kam Südafrika einem Angebot Kubas zuvor. Nach Informationen der taz wollte Kuba gestern eine Zweijahresfrist vorschlagen.

„Weder die Beendigung von Angolas Unterstützung für den ANC noch eine Beschränkung der SWAPO-Aktivitäten durch die Regierung in Luanda können eine Vorbedingung für die Unabhängigkeit Namibias“ sein, erklärten die Vertreter Kubas und Angolas. Sie erwähnten allerdings nicht ausdrücklich die Aufrechterhaltung der sieben ANC-Lager in Angola. Der SWAPO -Sekretär für auswärtige Angelegenheiten, Moses Goriab, betonte gegenüber der taz, daß zum Zeitpunkt des Botha'schen Vorschlags „massive südafrikanische Truppenverlagerungen in den Norden Namibias stattfinden“.