Früsche Berliner

■ Sprach-Babylon - Über Kirchen, Kirschen und Kürschen

Der Berliner Dialekt sorgt für viele Rechtsschreibfehler bei Schülern, fand ein FU-Germanist heraus und offenbarte sich gestern der sprachlich interessierten Berliner Boulevardpresse. Auch die taz-Berlin-Redaktion entdeckte, welch katastrophale Folgen das auch für die Verständigung im Alltag haben kann. Betrachten wir zum Beispiel das 'i‘, das wie 'ü‘ klingt, und das 'ch‘, das wie ein sanftes 'sch‘ an die Ohren dringt. Zwei Berliner 'besüchtigen‘ nun also Kirchen und essen Kirschen. Herauskommt ein und dasselbe: nämlich 'Kürschen‘. Wer will da nicht 'fürschten‘, daß was 'Schlümmes‘ passiert! Hätten sie doch lieber 'Mülsch‘ getrunken und 'nüscht Kürschlisches‘ gesehen. Denn wer will schon in die falsche 'Kürsche‘ beißen?

Unausdenkbare Folgen kann es auch haben, wenn man ganz 'berlünerisch‘ mit dem 'Schrüftsteller‘ Max Frisch sprechen möchte. „Wo ist Herr Früsch?“, hallte es kürzlich durch die Räume der Berlin-Redaktion. Verwirrt war nicht nur die Schwyzer Telefonzentrale, die nach einem freundlichen „Grüezi“ verzweifelt zurückfragte: „Früsch, wer ist das?“ Auch die Kollegen und Kolleginnen wunderten sich: Ist der Mann nun ein 'Dütscher‘ oder nicht mehr ganz 'düscht‘?

Es berichtete Birgit Meding (Lübeck)