Farewell, my Lovely

■ Tatort, Pleitegeier, 7.8., ARD, 20.15 Uhr

Heidi Kabel habe ich gar nicht mitbekommen, denn eigentlich wollten wir sowieso ins Kino, Sein oder Nichtsein. Aber dann hielt ich ihr einfach die Flasche Sekt unter die Nase: Sie war begeistert. „Au fein, da kann ich den Tatort noch zu Ende kucken...“ Schuhe aus, Gläser holen, ab auf die Matratze. Plopp, der Sekt auf den Teppich. „Der da kann Karate und soll einen Diskobesitzer umgebracht haben, der Hehlerschnaps vertickt hat.“

Manne Krug klopft dem mutmaßlichen Täter väterlich auf die Schulter. Der kuckt so ängstlich, als hätte er das Drehbuch nicht gelesen. „Das ist die Frau von dem Diskobesitzer...“ Neben der Frau steht Rechtsanwalt Dr. Soundso. Beide belabern den wahren Täter, zugleich Masseur des Toten (wenn ich mal tot bin, will ich auch einen Masseur, d. s-in), ein Geständnis abzulegen. Er könnte dann mit drei Jahren wegen Totschlags im Affekt wegkommen.

Ich zünde die Tüte an. Manfred steckt das Geständnis in die Tasche. Sie schenkt sich Sekt nach, guckt mir skeptisch in die Augen. The big silence.

Jetzt knutscht der Anwalt mit der Frau rum, obwohl die vor zwei Minuten noch mit dem Masseur im Bett war, aber der konnte ja nicht, weil ihm der Karateka mit Oi-zuki an die Rippen gegangen war. Kommt Manne Krug rein, Augenbrauen hoch, den versoffenen Assistenten hintendran. War sich also nix mit Flugzeugreise und Konto in der Schweiz, doch der Anwalt ist gerissen: „Sie hat ihn angestiftet, das wird er sicher gerne bezeugen“, unterbricht er sein steif-inniges Geknutsche und treibt sie so in den Affekt. Vor den staunenden Augen der anwesenden Beamten ergreift sie den zufällig herumliegenden Brieföffner - Großeinstellung, funkel, funkel - und rammt ihn ihrem Anwalt in den Bauch.

Sie sahen: Tatort, Kennzeichen HH. Was haben sie nur wieder aus unserem Liebling gemacht? Einen Hafenstraßen-Kojak. Manche Leute sind eben nur in Westberlin gut.

Glotze aus, Licht an, zurück zum Tatort Kreuzberg. So, die liebt dich also nicht mehr. Denn also Prost und: Farewell, my Lovely. Wobei ich nicht verstehe, wie man einen Abend mit Manfred Krug „nett“ finden kann.

Lüko