Weg damit

Zum Leerstand im Moabiter Hochsicherheitstrakt  ■ K O M M E N T A R

Als die politischen Gefangenen aus der Bewegung 2.Juni und RAF im Januar 1980 gewaltsam in das Moabiter Hochsicherheitsmausoleum geschleppt wurden, hagelte es Stürme der Entrüstung. Inzwischen gehört der vom damaligen FDP-Justizsenator Meyer mit der „besonderen Gefährlichkeit terroristischer Gefangener“ gerechtfertigte, 6,5 Millionen teure Bau schon längst zum festen Repressionselement des Strafvollzugs. Der Knast im Knast hat nicht nur die drei Frauen der RAF - für mehr als acht Jahre - verschluckt, sondern auch viele sogenannte normale Gefangene. Schlichte Denunziationen von Mitgefangenen oder abstruse Verdunklungs oder Fluchtgefahrvermutungen genügen, um in der Versenkung der weißen Isolation zu verschwinden. Daß die Folgen von Schallisolation, künstlichem Licht, mangelender Sauerstoffzufuhr und Abschottung vom übrigen Knast bei den Insassen zu schweren gesundheitlichen Schäden führen, ist unbestritten. Bezeichnenderweise waren es nicht die Bedenken um das Wohl der Gefangenen, die zur Räumung des Trakts führten, sondern die Sorge um das Wohl des Gemäuers. Die Stunde hat geschlagen. Aber nicht die des Farbeimers, sondern die des Abrißbaggers.

Plutiona Plarre