Südkoreanische Studenten nach Demonstrationen unter Anklage

Seoul (afp/taz) - Gegen elf südkoreanische Studentenführer, die vor zwei Tagen nach schweren Zusammenstößen mit der Polizei festgenommen worden waren, hat die Staatsanwaltschaft in Seoul am Mittwoch Anklage erhoben. Die elf waren als Delegierte für den durch brutale Polizeieinsätze verhinderten Friedensmarsch zum Grenzort Panmunjom benannt worden, wo sie sich mit nordkoreanischen Kommilitonen zu Gesprächen über die Wiedervereinigung und die Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Spielen treffen wollten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde Delegationschef Kim Choong-Kee wegen Verletzung des Staatlichen Sicherheitsgesetzes durch pro-nordkoreanische Kontakte unter Anklage gestellt. Dem 23jährigen Studenten wird vorgeworfen, in Japan lebende pro-nordkoreanische Koreaner telefonisch kontaktiert zu haben. Das Staatliche Sicherheitsgesetz verbietet jegliche Unterstützung des kommunistischen Nordkorea. Die zehn anderen Delegierten wurden wegen Verletzung des Versammlungs- und Demonstrationsverbots angeklagt. Von den 1.000 Demonstranten, die sich am Dienstag immer noch in Haft befanden, wurden bisher nach Angaben der Staatsanwälte etwa 600 freigelassen. Gegen 300 weitere wird in einem Massenprozeß verhandelt, ihnen drohen bis 30 Tage Gefängnis. 90 Studenten würden immer noch verhört, hieß es weiter.

Gleichzeitig treffen am Freitag erstmals seit drei Jahren offizielle Delegationen Nord- und Südkoreas in dem Grenzort Panmunjom zusammen, um über einen Nichtangriffspakt und die gemeinsame Ausrichtung der Olympischen Spiele zu sprechen. Im Zuge der von Staatschef Roh Tae Woo seit kurzem propagierten Entspannungspolitik wird das Treffen zwar zustandekommen. Angesichts der anstehenden Themen steht der ergebnislose Verhandlungsabbruch allerdings schon jetzt außer Zweifel.

sl