QUERSPALTE
: Neptun in Not

■ Italiens Giftschiffer in der Klemme

Difficile satyram non scribere, sagten sie Römer einst, schwer, keine Satire zu schreiben, und ihre Nachfolger in Amt und Würden geben ihnen recht: „Karin B.“ soll nun doch nicht im heimischen Italien das dort vordem angesammelte Gift abladen, sondern woanders. Am Anfang stand die „noble Geste“, den tödlichen Schlamm wieder dort abzuholen, wo man ihn seit Jahren hinklappt, aus Afrika und dem Orient. Da klatschten alle, denn es war Wirtschaftsgipfel und der neue Ministerpräsident De Mita frisch im Amt: So läßt man's sich gefallen. Nun, da mit der „Karin B.“ die erste Ladung wieder anschaukelt, will man sie lieber doch wieder nicht – ei, ei, wir haben ganz vergessen vorher nachzusehen, ob wir den Müll auch vernichten können.

Können wir natürlich nicht – sonst, ja sonst hätten wir ihn doch gar nicht erst weggeschickt. Logisch. Nun soll er also in ein anderes Land. Nur welches? Die Franzosen und die Deutschen, die Portugiesen und die Spanier winken ab – von ihnen stammt ein Gutteil der Schweinerei. Springt wieder mal das ehemalige Reich des Bösen im Osten ein, den Kehrricht bei sich in die Höllenschlünde zu kippen? Oder haben Nigeria, Äthiopien, Somalia, der Libanon, vielleicht unterlegt mit einigen Lire-Hunderttausendern, neue Liebe zum alten Zeug entdeckt?

Einer jedenfalls soll bereits ein besorgtes Telegramm an die italienische Regierung geschickt und ansonsten große Schirme über seinem Reich aufgespannt haben: Meeresgott Neptun. Er fürchtet, in nobler Umschreibung, jenes „Land“ zu sein, das sich nach Angaben der italienischen Regenten „so eifrig“ um die Aufnahme der Giftfässer bemüht.

Werner Raith, Rom