Sicher im Taxi unterwegs?

■ Initiative von Taxifahrerinnen für größere Sicherheit weiblicher Fahrgäste stößt bei Taxigewerbe und Funkbetrieben auf Unwillen und Abwehr / „Im Prinzip nichts gegen die Forderungen einzuwenden, aber...“ / Sorge um den „guten Ruf des Gewerbes“

Daß weibliche Fahrgäste von Taxifahrern belästigt und auch angegrabscht werden, ist unter Taxifahrerinnen ein offenes Geheimnis. Allerdings beschweren sich die belästigten Frauen nur selten bei Taxiunternehmen und Funkzentralen. Als Mitte Mai eine 19jährige Frau polizeiliche Anzeige erstattete, weil sie von einem Kutscher in der Taxe vergewaltigt worden war, war das für eine Gruppe Berliner Taxifahrerinnen aus der Frauenbewegung Anlaß, eine Initiative zu starten, um Taxikundinnen vor Übergriffen einzelner Kollegen zu schützen und ihre Sicherheit zu erhöhen.

Gemeinsam mit dem Notruf für vergewaltigte Frauen verteilten sie an die weiblichen Fahrgäste Flugblätter, in denen sie ihnen empfahlen, zur eigenen Sicherheit bei den Funkzentralen Taxifahrerinnen anzufordern, auch am Taxistand bei Fahrerinnen einzusteigen, auf jeden Fall aber immer hinten, und jede Belästigung den Funkzentralen und dem Notruf zu melden. Weil zur Durchsetzung des Rechts von Frauen, Taxifahrerinnen anzufordern, die Funkordnung geändert werden müßte, verhandelten sie auch mit den zuständigen Funkzentralen und Taxigewerbevertretungen. Die reagierten mit Abwehr, Hinhaltetaktik und der Sorge um den guten Ruf, der durch diese Initiative ruiniert werden könne. Nach wie vor ist für den zweiten Vorsitzenden der Taxi -Innung, Horst Alex, eine Taxe für Frauen am sichersten. Und ob bei der angezeigten Vergewaltigung der Täter tatsächlich ein Taxifahrer gewesen sei, stellte er schlichtweg in Frage. Zusammen mit seinem Innungskollegen Peter zweifelte er auch grundsätzlich an, ob eine Frau überhaupt in einer kleinen Taxe vergewaltigt werden könne. Der Vertreter des Innungsfunks, Berthold, dagegen erklärte, „im Prinzip“ nichts gegen die Forderungen der Frauen zu haben. Er sorge sich jedoch um deren Gleichberechtigung. Dann, so argumentierte er, könnten auch andere, etwa ältere Fahrgäste grundsätzlich nur Taxifahrer bestellen, weil sie Taxifahrerinnen zu wenig zutrauten. Obwohl nach Angaben der Taxifahrerinnen-Initiative die Gewerbevertreter ihnen schließlich Unterstützung zusagten und auch die Vertreter der Funkzentralen zugestanden, auf ausdrücklichen Wunsch von Frauen künftig Fahrerinnen zu vermitteln, hat sich in den letzten Monaten nichts getan. Nach wie vor, so die Erfahrung von Frauen, die bei den Funkzentralen eine Fahrerin anfordern, wird dieser Wunsch zurückgewiesen. Auch die versprochene Unterstützung der Gewerbevertreter blieb bisher aus. Inzwischen hat die Polizei die Ermittlungen nach dem Taxifahrer, der im Mai die 19jährige Frau vergewaltigte, eingestellt; ergebnislos. Für die Taxifahrerinnen der Initiative Gründe, nun verstärkt an die Öffentlichkeit zu treten und Frauen Mut zu machen, auf ihrem Wunsch nach einer Taxifahrerin zu beharren, sich nicht in die nächste Taxe zu setzen, sondern eine Fahrerin zu wählen und auf jeden Fall Belästigungen durch Taxifahrer zu melden. Nicht nur bei den Funkzentralen, sondern auch beim Notruf für vergewaltigte Frauen.

Gitti Hentschel