Fiesta, Flamenco und Ole

■ Die spanische Flamenco-Truppe „Alhalma“ brachte für die „Caminos„-Gesellschaft in Oldenburg Stechpalmen und Zuschauer zum Zittern (oder Ähnlichem)

Die Stechpalmen auf der Bühne des Oldenburger Herbart -Gymnasiums zitterten schön im Flamenco-Rhythmus, am vergangenen Dienstag und zur Gruppe „Los Alhalma“. Alhalma ist ein Landstrich in Andalusien, eine rauhe Gebirgsgegend, so andalusisch wie der Flamenco. Die ins

gesamt sechs spanischen Akteure (eine Sängerin, zwei Gitarristen, ein Tänzer und zwei - innen) machten da eine Fiesta aus Latino-Rhythmen. Mit verzögerter Choreographie und stockenden Harmonien wird nahezu unerträgliche Spannung aufgebaut, die sich nach endlos langer Anlaufzeit dann doch in erlösend fließenden Rhythmen entlädt.

Die über 200 ZuhörerInnen - darunter viele spanisch -sprechende Menschen - waren von Anfang an begeistert, klatschten schon nach den ersten Takten, als gelte es, einen donnernden Schlußapplaus zu spenden. Publikumsfreundlich erklärte der Solo-Gitarrist zwischen den Darbietungen Tradition und Ursprung der Tänze. Da erfuhr die ZuhörerIn, daß Flamenco als Saete, Seguidilla und Fandango seinen Ursprung in Zigeunertänzen hat und

dabei deutlich verwandt ist mit arabischer Musik. Und daß die Kastagnetten vor mehr als 2000 Jahren erstmals in Sibirien benutzt wurden, damals zwar weniger als Rhythmusinstrument, sondern mehr als Nachrichtentrommel. Die ersten Kastagnetten wurden aus Mammutzähnen gefertigt. Sibirische Auswanderer brachten die Kastagnetten nach Spanien. Von Sibirien nach Iberien. Beide Kastagnetten klingen aber nicht gleich, sondern eine tiefer, die andere höher; sie werden auch als männlich und weiblich bezeichnet.

Witzig die Erläuterung zu einem (ursprünglich) reinen Männer-Tanz, der jetzt schön emanzipiert auch von Frauen flamencot wird. Ja und dann tanzten diesen Tanz aber nicht die beiden Tänzerinnen, sondern der Gaststar des Abends, Juan Triguero, der in

München eine Flamenco-Schule hat und die ZuschauerInnen zu wahren Begeisterungsstürmen hinriß.

Die großen Gesten, die prächtig übertriebene Theatralik und die manchmal etwas gockelhafte Ausstrahlung wirken zwar gelegentlich irgendwie lächerlich, gehören aber einfach dazu, zum Flamenco, diesem eckig-kantigen Gemisch aus Eleganz, Grazie, geballter Kraft und unbändiger Energie.

Veranstaltet wurde dieser schöne Abend von der „Deutsch -Spanisch-Hispanoamerikanischen Gesellschaft Oldenburg e.V.“, kurz „Caminos“ (Wege). Die arbeitet erst seit zwei Jahren, aber sehr reichlich in Oldenburg. Wie Caminos-Vorsitzender, Jochen Schöner, erläutert, veranstaltet die 90-Mitglieder-Gesellschaft (ein Drittel SpanierInnen) neben Konzerten beispielsweise Konversations -Gruppen und Literaturkreise, wo zwecks Beschäftigung mit spanischer Literatur kompetente Menschen zum Vortrag eingeladen werden, wie z.B. Christian Cortez aus Bremen zu Rolle und Arbeitsbedingungen der Schriftsteller in lateinamerikanischen Diktaturen.

Caminos bemüht sich auch um Austausch von Jugendgruppen, (viel Sport). Den größten Zulauf, so Jochen Schöner, hat aber die Arbeitsgruppe „Spanische Küche“.

Kai Engelke/Oldenburg