Linien gegen Flächen

■ Sabine Schröter stellt im Oldenburger Cafe „Diva“ ihre Bilder aus: Mit Bleistift, Kreide, Feder, Tusche und Scriptol auf Schieles, Hrdlickas und Janssens Spuren

„Menschen interessieren mich am stärksten“, sagt die junge Oldenburger Künstlerin Sabine Schröter und deutet lächelnd auf das Bild eines herrlichen Schellfischkopfs, den ihr ein Fischhändler auf dem Oldenburger Markt geschenkt hat. Dort ist die Kunststudentin schon bekannt - immer auf der Suche nach Motiven für ihre manchmal karikaturistisch überzeichneten Bilder. Sie sieht genau hin, erfaßt das Wesentliche und übertreibt nicht selten bis hin zur vermeintlichen Lächerlichkeit.

Und so sind ihre Menschenbilder - vorwiegend Akte - auch von vornherein nicht auf Ähnlichkeit mit dem Modell angelegt; vielmehr nimmt sie ihre Modelle lediglich als Anlaß für sehr persönliche Darstellungsweise. Eine bestimmt Linie, eine Lichtwirkung oder ein scheinbar unbedeutendes Körpermerkmal sind ihr wichtiger als die getreue Darstellung vordergründiger Wirklichkeit.

Sabine Schröters Bilder beinhalten sowohl naturalistische als auch abstrakte Elemente. Immer aber läßt sie dem Betrachter Raum für eigene Interpretationen, bleiben ihre Bilder offen, um sich erst im Kopf des Betrachters zu vervollständigen.

Sie kombiniert Zeichnung und Malerei, setzt Linien gegen Flächen, arbeitet mit den unterschiedlichsten Techniken, benutzt Bleistift, Feder, Kreide, Tusche und Scriptol, verfremdet und ergänzt mit Abtönfarben, Beize, und, wenn es sein muß, auch mit Altöl. Manchmal alles zusammen in einem Bild. Sogar Kaffeeflecke integriert sie wirkungsvoll in ihre Werke. Typisch für die Bilder der 21jährigen Künstlerin ist, neben den Hell-Dunkel-Kontrasten, das flüchtige Andeuten und gleichzeitige Ausformen, das Durcharbeiten verschiedener Details.

Beeinflußt ist sie von Egon Schiele, dem Jugendstilmaler, von dem Wiener Maler und Bild

hauer Alfred Hrdlicka und von Horst Janssen. In Zukunft allerdings will sie ganz anders arbeiten. Sie möchte vom Zeichnerischen weg, hin zum Malerischen. Malen mit Acryl würde sie ebenso reizen wie das Malen mit Öl. Sie hat Lust, weiterhin „mit Techniken zu spielen“, möchte auf anderem Untergrund - zum Beispiel Leinwand - arbeiten und mehr großformatige Bilder malen. Das ist für sie freilich vor allem ein finanzielles Problem.

Am liebsten würde Sabine Schröter gemeinsam mit KollegInnen leben und arbeiten. Erste Schritte in diese Richtung sind getan: Seit einigen Wochen arbeitet sie mit fünf anderen KünstlerInnen zusammen in einem Atelierprojekt.

Wer sich für Sabine Schröters Bilder interessiert, kann sie noch bis zum 10. September im Oldenburger Cafe „Diva“, Achternstraße 18, täglich von 20 bis 22 Uhr ansehen.

Kai Engelke/Oldenburg