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Tödlicher Schuß

■ Offizieller Befund: Emanuele de Giorgi hatte keine Chance / In Zeven stand ein Notarztwagen 40 Minuten lang ungenutzt

Für den 15jährigen Emanuele de Giorgi wäre jede Rettung zu spät gekommen. Zu diesem Ergebnis ist die Bremer Staatsanwaltschaft aufgrund des ärztlichen Obduktionsbefunds gekommen. Unabhängig von dem hohen Blutverlust, den der Junge nach einem Kopfschuß erlitt, hätte er auch bei einer sofortigen ärztlichen Versorgung keine Überlebenschance gehabt.

Emanuele de Giorgi war mit erheblicher Verzögerung von einem Notarztwagen des Roten Kreuzes Zeven in die St.-Jürgen -Klinik eingeliefert worden. Obwohl in Zeven seit 22 Uhr 30 ein Rettungswagen bereitstand, fuhr er erst um 23 Uhr 10 los, unmittelbar nachdem die DRK-Mitarbeiter im Polizeifunk zufällig Meldungen von einem Schuß verfolgt hatten.

Der Rotenburger Kreisdirek

tor Hans-Helmut Fitschen bestätigte gestern gegenüber der taz, er habe der Kripo in Stuckenborstel bereits um 22 Uhr 40 angeboten, einen Rettungswagen an die Raststätte Grundbergsee zu schicken. Da ein direkter Funkkontakt nach Bremen nicht bestanden habe und die Bremer Einsatzleitung sich nicht gemeldet habe, ging Fitschen davon aus, „daß die Bremer alles im Griff“ und eigene Rettungswagen eingesetzt hätten. Erst um 22.14 Uhr wurde das Zevener Rettungsfahrzeug von der Bremer Einsatzleitung offiziell angefordert. Zu diesem Zeitpunkt sei der Wagen jedoch schon mit 180 km/h in die 20 Kilometer entfernte Raststätte unterwegs gewesen. Für den „eigenmächtigen, aber umsichtigen“ Einsatz sei inzwischen ein „ausdrückliches Lob“ der Kripo ausgesprochen worden.

K.S.

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