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Grüne ohne Vogel

■ Bremerhavener Vorstandssprecher trat aus der Partei aus / Konsequenz aus Debatte um asylsuchende Roma gezogen

Den Rücktritt von seinem Vorstandssprecher-Posten und seinen Austritt aus der Partei hat der Bremerhavener Grüne Bernd Vogel erklärt. Schon zu einer Vorstandssitzung am Dienstag abend erschien Vogel nicht mehr. In einer schriftlichen Erklärung begründete Vogel seinen Austritt mit „wachsender Intoleranz“ und einem Stil „persönlichen Niedermachens“ bei den Bremerhavener Grünen. Politisch habe die Partei immer wieder Chancen verpaßt, „indem das Gewissen durch radikalen Schnickschnack besänftigt und der Bürger vor den Kopf gestoßen worden sei“. „Das Experiment, Realpolitik mit fundamentalistischer Programmatik zu machen, ist insgesamt gescheitert“, schreibt Vogel.

Mit seinem Rücktritt zieht Vogel, darüber besteht innerhalb der Bremerhavener Grünen kein Zweifel, die Konsequenz aus den parteiinternen und öffentlichen Debatten um die Versorgung und Unterbringung von asylsuchen

den Roma in Bremerhaven. Vogel hatte dem Bremerhavener Magistrat ein ausdrückliches Lob dafür ausgesprochen, daß den asylsuchenden Roma statt Bargeld nur noch Eßpakete in die Hand gedrückt wurden. Die Bundesrepublik sei schließlich kein Einwanderungsland, hatte Vogel seine Haltung begründet. Eine Stadt mit 17% Arbeitslosen könne nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen. In den eigenen Reihen war ihm deshalb vorgeworfen werden, er vertrete Positionen, die bei der rechtsradikalen DVU besser aufgehoben wären.

Nach seinem Rücktritt - Anfang des Monats gab bereits die Vogel-Kritikerin Lotte Rogsch ihr Vorstandsmandat zurück ist der Vorstand der Bremerhavener Grünen jetzt auf zwei Mitglieder geschrumpft und faktisch beschlußunfähig. Die verbliebenen Vorstandsmitglieder wollten Vogels Rücktritt gestern nicht kommentieren. Neuwahlen sollen am 13.9. stattfinden.

K.S.

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