Massenverhaftung nach Protesten in Chile

■ Chile vor dem Plebiszit: Studenten-Demo aufgelöst / Regierungsjunta kündigt hartes Vorgehen gegen Opposition an

Santiago (afp) - Auf dem Universitätsgelände der chilenischen Hafenstadt Valparaiso hat die Polizei 102 Studenten bei einer Kundgebung gegen einen Besuch des Unterrichtsministers festgenommen. Die Behörden beschuldigten die Demonstranten am Dienstag abend, die öffentliche Ordnung gestört und Sachschäden angerichtet zu haben. Die Studenten hatten Parolen gegen das Militärregime skandiert.

In der Hauptstadt Santiago kündigte Junta-Admiral Jose Toribio Merino am Dienstag an, die Regierung werde in der nächsten Woche, wenn die Entscheidung über den Kandidaten für das bevorstehende Präsidentschaftsreferendum fällt, unnachsichtig gegen jede Regung oppositionellen Unmuts durchgreifen. Notfalls werde sie den geltenden Ausnahmezustand verschärfen. Am nächsten Dienstag gehen die Befehlshaber der drei Teilstreitkräfte und der Polizei für zwei Tage mit Staatschef Augusto Pinochet in Klausur, um ihren Kandidaten für die Volksabstimmung zu benennen. In der chilenischen Öffentlichkeit gilt als sicher, daß dies Pinochet selbst sein wird. „Wer für diesen Tag Demonstrationen und Unruhen plant, dem wird es schlecht gehen“, prophezeite der Admiral, der in diesem Zusammenhang Kommunisten als „Untermenschen“ bezeichnete.

Nach der von den Militärs erlassenen Verfassung wird die Junta der Bevölkerung einen einzigen Bewerber um die Präsidentschaft zur Bestätigung vorschlagen. Fällt er im Referendum durch, so ist der Weg frei für eine offene Präsidentschaftswahl ein Jahr später.

Pinochet selbst betonte am Dienstag, daß die Armee auch nach dem Referendum eine entscheidende politische Funktion behalten werde, wie die geltende Verfassung es vorsehe.