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Etikettenschwindel in NRW

Beim Flugtag des bundesdeutschen Jagdbombergeschwaders „Boelke“ am Sonntag in Nörvenich bei Köln sind entgegen zuvor gemachten Zusicherungen auch Kunstfliegerstaffeln geflogen. Beobachter sprachen von einem riesigen Etikettenschwindel, denn die „Kunstflieger“ seien im Programm lediglich in „Hochleistungsflieger“ umbenannt worden. Ein Trick, mit dem offensichtlich auf die Einwände von Ministerpräsident Johannes Rau reagiert worden ist. Rau hatte eine Schirmherrschaft des Spektakels davon abhängig gemacht, daß nur „normale“ Flugübungen gezeigt würden. Dennoch zog die spanische Kunstfliegerstaffel „Aguilas“ in Nörvenich ihre Runden - mit dem Segen der Verwaltungsgerichte.

Vergeblich hatten in der vergangenen Woche fünf Kläger versucht, ein Verbot der Veranstaltung zu erwirken. Das Oberverwaltungsgericht in Münster entschied noch am Freitag abend, das Risiko einer solchen Veranstaltung, bei der seitens der Bundeswehr „ausdrücklich auf Kunstflüge verzichtet“ werde, sei „hinzunehmen“. Eine Gefährdung für die „öffentliche Sicherheit oder Ordnung“ sei dadurch nicht gegeben. Die Flugschau in Nörvenich, deren Gesamtprogramm auf Intervention von Rau etwas reduziert worden war, ging im übrigen auch nach Bekanntwerden des Ramsteiner Massensterbens ungetrübt weiter.

Die 'Waz‘ zitiert in ihrer Montagsausgabe einen Oberstleutnant Weidemaier: „Wir setzen das Programm fort. Wir können nicht 250.000 Zuschauer nach Hause schicken. Sie haben hier einen schönen Tag erlebt. Mit solchen Vorfällen muß man immer rechnen“.

Walter Jakobs/Düsseldorf

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