Flieger, grüß mir die Sonne

■ Die Flieger kommen: als Ausstellung, als Thema, als Sticker aufs Revers

Es fliegt überall. Als Emblem auf Feuerzeugen, als Krawattennadel oder Gürtelverzierung, als graphisches Element auf Cocktailkarten oder, die Leninorden ablösend, als Anstecker am Revers. Wer mit solchem Accesoire durch die Gegend läuft, signalisiert, daß er jederzeit abheben kann. Es gibt keine Entfernungen mehr. Die Welt ist ein großer Flughafen, und in Berlin steht ein mächtiger Kontrollturm.

Die Katastrophe, über die jetzt alle schreiben, passierte schon im letzten Jahr. Hunderte fielen ihr zum Opfer, als sie in Berlin einen Sitzplatz auf den hinteren Bänken der Jets buchten. Nur ein paar Captains haben überlebt; die Fluglotsen blieben im Dunkel. Das Pilotenspiel war die Probe aufs Exempel: Runter kommen sie immer.

Der Bezirksstadtrat der Abteilung Jugend und Sport des Bezirksamtes Schöneberg eröffnet am kommenden Montag in der Theodor-Heuss-Bücherei eine Ausstellung. Der Titel: „Flugversuche“. Sie zeigt Arbeiten von Jugendlichen. Anläßlich der Eröffnung wird ein Flugversuch mit einem Ballon stattfinden.

„Wir würden gerne was über die Berlin-Blockade schreiben!“ erklärten gestern morgen zwei holländische Journalisten dem Chef vom Dienst der Lokalredaktion. Das kommt natürlich ein paar Monate zu spät. Aber spätestens im nächsten Juni gehen die Berliner wieder in die Luft. Die Rosinenbomberbrücke war ein großer Spaß. Viele Ami-Piloten flogen damals um die Wette nach Tempelhof. Über zehn schmierten ab.

Fliegen ist Sex, wie der 'Wiener‘ sagt.

Vor anderthalb Jahren interviewte ich einen Piloten der Luftwaffe, der mit seinen Jungs gerade aus Kurdistan zurückkehrte. Die Flieger hatten dort an einer Nato-Übung in der Türkei teilgenommen. Der Trubel, der durch solche Aktionen am Himmel entsteht, wird von der türkischen Armee in der Regel genutzt, um gegen kurdische Rebellen „vorzugehen“. „Da mischt man sich nicht gerne ein!“ erklärte mir der Pilot. Aber das Essen da. Um Himmels Willen. Montezumas Rache tobte fürchterlich im wilden Kurdistan. Aber die Sonne, die Sterne, den Mond, den haben sie trotzdem gegrüßt.

Die Frau eines Piloten erzählte mir: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum die Leute so gegen meinen Mann eingestellt sind. Und dann lassen diese Verbrecher immer diese Ballons hoch. Ich wohne doch auch da. Ich sage meiner Tochter immer: Da oben fliegt Papi. Dann versteht sie das.“

C.C. Mahlzahn