Thatcher besitzt IRA-Liste Indiz für Todesschuß-Praxis

Dublin (taz) - Die britische Premierministerin Margaret Thatcher befindet sich seit zwei Wochen im Besitz einer Liste mit Namen möglicher IRA-Mitglieder. Wie die irische Zeitung 'Evening Press‘ vorgestern behauptete, hatte der unionistische Westminster-Abgeordnete Ken Maginnis diese Liste in seinem Gepäck, als er nach dem IRA-Anschlag von Ballygawley zu Gesprächen über die nordirische „Sicherheitspolitik“ nach London reiste. Bei dem Anschlag kamen acht britische Soldaten ums Leben. Auf der Liste von Maginnis stand auch der Name Mullen. Brian Mullen und die Brüder Harte sind am Dienstag von der britischen Sondereinsatztruppe SAS aus dem Hinterhalt mit 60 Kugeln erschossen worden. Die IRA gab am Mittwoch bekannt, daß die drei Männer ihrer Organisation angehört haben und „im aktiven Dienst“ getötet worden seien. Margaret Thatcher bestritt gestern, daß die britische Armee eine Todesschuß -Politik („Shoot to kill“) verfolge, und bekräftigte die Absicht ihrer Regierung, die IRA zu besiegen.

Der stellvertretende Vorsitzende der nordirischen Sozialdemokraten, Seamus Mallon, kritisierte das Vorgehen des SAS. Er sagte, der SAS habe nach den Regeln des Terrorismus gehandelt, und fügte hinzu: „Falls sich herausstellen sollte, daß die Möglichkeit bestand, die drei Männer zu verhaften, muß man davon ausgehen, daß die Soldaten den Befehl hatten, sie einfach zu eliminieren.“

In Anbetracht der eskalierenden Gewalt in Nordirland hat die irische Regierung die sofortige Einberufung der anglo -irischen Konferenz gefordert. In der nordirischen Stadt Derry sind am Mittwoch zwei Menschen ums Leben gekommen, als der 55jährige Sean Dalton versehentlich eine Bombenfalle der IRA auslöste. Dalton und seine Nachbarin, die 60jährige Sheila Lewis, wurden von den Trümmern ihres Wohnhauses begraben. Die IRA erklärte, daß die Bombenfalle britischen Soldaten gegolten habe.

Ralf Sotschek