Wörner fernab vom Bündnisalltag

■ Ramstein und die Stationierung von US-Kampfhubschraubern in Erbenheim keine Themen auf Wörners erster Washington-Reise als neuer Nato-Generalsekretär / Nato soll „wachsam“ bleiben

Bei seinem Washington-Besuch in dieser Woche reist Manfred Wörner nicht mehr als Vertreter der Bonner Hardthöhe, sondern in der Rolle des neuen Nato-Generalsekretärs. Wörner mag seine neue Rolle recht sein, erspart sie ihm doch, zum ärgerlichen Bündnisalltag zwischen Bonn und Washington Stellung beziehen zu müssen; statt dessen bieten sich die großen Themen an, die Zukunft der Beziehungen zwischen Ost und West etwa, über die sich hervorragend große Worte machen lassen.

Die Toten von Ramstein, die fluglärmgeplagten Hunsrücker und ein neues Kampfhubschrauber-Ungemach in Erbenheim sind nicht mehr Wörners Sache. Er habe es sogar besser als sein Vorgänger Lord Carrington, meinte der Ex -Bundesverteidigungsminister am Dienstag in einer Rede vor dem Washingtoner „Atlantic Council“. Der habe zu einer Zeit in Brüssel residiert, als es keinen Dialog zwischen Ost und West gegeben habe, als die Sowjetunion nach Afghanistan hinein- und aus den Genfer Abrüstungsverhandlungen herausmarschiert sei. Eine veränderte Haltung der Sowjetunion, die sich aus Afghanistan zurückziehe und sich in anderen Teilen der Welt weniger abenteuerlustig zeige, lasse die Aussichten für Frieden und Sicherheit freundlicher aussehen.

Doch man müsse Gorbatschow weiter herausfordern, um diese positive Dynamik auch auf den konventionellen Bereich auszuweiten. Eines sei sicher: weitere Fortschritte seien nur möglich, wenn die nordatlantische Allianz, wie schon erfolgreich in den letzten vierzig Jahren, ihre Wachsamkeit bewahre. Nach soviel Optimismus hatte Wörner doch noch einige vorsichtige Anmerkungen zu einem derzeit von beiden Parteien in den USA vertretenen Argument, daß nämlich die Verbündeten einen höheren Anteil an den Verteidigungslasten übernehmen sollten. Diese Debatte, dürfe nicht zu einem plumpen Vergleich von Zahlen und Prozentsätzen verkommen.