Beugehaft in „St.-Jürgen-Gate“

■ Der parlamentarische Untersuchungsausschuß schickte als ersten verstockten Zeugen einen iranischen „Stadtplaner“ in Erzwingungshaft / Zweimal jede Auskunft verweigert

Gestern machten die neun parlamentarischen ErmittlerInnen im „St.-Jürgen-Ausschuß“ ernst: Sie beriefen sich auf die „Strafprozeßordnung“ und beschlossen einstimmig, den ersten ihrer verstockten Zeugen hinter Oslebshauser Gitter zu bringen.

Der Zeuge, der lieber ins Gefängnis gehen wollte, als dem Ausschuß auch nur eine Frage zu beantworten, heißt Orumiye D. Der Iraner gab seinen Beruf mit „Stadtplaner“ an.

Er hatte sich 1985 verdächtig häufig mit dem korrupten Ex -Verwaltungsdirektor des Klini

kums „St.-Jürgen-Straße“, Aribert Galla, getroffen und im gleichen Jahr einen Subventionsbetrug mit seiner vorgeblichen Ex- und Import-Firma „Arrow“ versucht.

Dieser Betrug war nur durch einen Zufall aufgedeckt worden: Der Wirtschaftsförderungsausschuß hatte die „Arrow“ unbesehen mit 215.787 Mark beglücken wollen. Erst als ein Briefträger den großzügigen „Zuwendungsbescheid“ nicht zustellen konnte, wurden die Bremer Wirtschaftsförderer stutzig. Sie entdeckten vor Ort, daß sie einem dreisten

Betrug aufgesessen waren und stornierten die Zusage.

Orumiye D. hat noch mindesten einen zweiten Coup in petto. Er plante gemeinsam mit Galla, Bremer Chefärzte an saudiarabische Krankenhäuser zu verleihen. Außerdem ist er von Gerüchten umwschwirrt, die von „Schrott-bis Waffenhandel“ reichen.

Das Amtsgericht Bremen hat jetzt zu entscheiden, wie lange der - auf Rat seines Rechtsanwaltes - so extrem verschwiegene „Stadtplaner“ ins Gefängnis umziehen muß.

B.D