Reagiert der Papst auf Renamo-Terror?

In Mosambik erwartet die Regierung ein klares Wort des Oberhirten / Schweigt er, kann er der katholischen Kirche schwer schaden / Vor zwei Jahren wurde von der linken Regierung das Religionsverbot aufgehoben  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Einige Kilometer östlich von Chimoio macht der Beira -Korridor, die strategische Straßen-, Pipeline- und Bahnverbindung zwischen Zimbabwe und dem mosambikanischen Hafen Beira, einen unnötigen Bogen nach Süden. Am äußersten Punkt der weiten Kurve zeigt sich der Grund für die Umleitung: Eine große Kirche blickt auf die Straße herab. Sie gehört zur katholischen Missionsstation Amatongas.

Als Mosambik noch portugiesische Kolonie war, hatte die katholische Kirche genug Einfluß, um sogar den Straßenbau in ihrem Interesse zu beeinflussen. Genau deshalb wurde sie nach der Unabhängigkeit Mitte der siebziger Jahre verboten. In letzter Zeit haben sich die Beziehungen zwischen der linken Frelimo-Regierung und der Kirche allerdings wieder entspannt. Papst Johannes Paul II., der heute seine Reise durch das südliche Afrika in Mosambik fortsetzt, wird dennoch einigem Mißtrauen begegnen. Immerhin war die Identifikation der katholischen Kirche mit dem Kolonialsystem in Mosambik enger als in irgendeiner anderen Kolonie Afrikas. Seit der Unabhängigkeit standen die Kirchen mehr als zehn Jahre lang leer. Die Besitztümer der Kirchen wurden verstaatlicht, Schulen und Krankenhäuser von der Regierung übernommen. Aber seit gut zwei Jahren gilt das Religionsverbot nicht mehr. Kirchengebäude wurden wieder geöffnet und Tausende von Gläubigen strömen in die Gottesdienste. Die Verbesserung der Beziehungen zu den Kirchen sind begleitet von der Öffnung Mosambiks gegenüber dem Westen. Hintergrund für den Beitritt zum IWF ist der seit der Unabhängigkeit in Mosambik wütende Terrorkrieg der von Südafrika ausgehaltenen rechten Renamo-Rebellen gegen die Bevölkerung. Die Renamo-Banden haben nach US -Regierungsberichten etwa 100.000 Menschen ermordet, Tausende verstümmelt oder versklavt und zur Flucht in Nachbarländer oder größere Städte getrieben. Die Wirtschaft Mosambiks wurde vollkommen zerstört. Millionen von Menschen hungern und ganze Regionen sind von der Außenwelt abgeschnitten.

Der Papst wird mit den Folgen dieser Katastrophe vor allem bei seinem heutigen Besuch in Nampula, einer der am schwersten betroffenen Regionen im Norden Mosambiks, konfrontiert werden. Renamo ist weltweit, selbst von den USA, als Terrororganisation verurteilt worden. Die katholische Kirche in Mosambik fordert hingegen Verhandlungen zwischen der Frelimo-Regierung und den Rebellen - eine Forderung, die mosambikanische Bischöfe noch zu Beginn des Papst-Besuches bei einer Konferenz in Harare wiederholten.

Die mosambikanische Regierung erwartet von ihm, daß er die Renamo als Terrororganisation verurteilt. Tut er dies nicht, könnte er die Position der katholischen Kirche in Mosambik erneut gefährden und seiner Glaubwürdigkeit in Afrika schwer schaden.