Regisseur vor Gericht

■ Ali Özgentürk drohen in der Türkei zwölf Jahre Knast

Auf die Frage, ob er Schwierigkeiten mit der Zensur habe, antwortete der türkische Filmemacher Ali Özgentürk vor einem Jahr noch optimistisch: „Nein, die sind schlau. Die lassen uns Künstler machen.“ Sie ließen ihn nicht „machen“. Seit Montag dieser Woche muß sich der Regisseur und Produzent vor einem türkischen Gericht verantworten. Die Justiz wirft ihm seinen jüngsten Film „Und Wasser brennt doch!“ vor. Özgentürk, der mehrere internationale Filmpreise erhielt, drohen zwölf Jahre Gefängnis.

Der in Westberlin montierte Film „Und Wasser brennt doch!“ zeigt die psychische und physische Tragödie eines Regisseurs, der einen Film über den türkischen Nationaldichter Nazim Hikmet drehen will, an der schwierigen Aufgabe scheitert und dabei seine Familie zerstört. Özgentürk ist angeklagt, Polizei und Gefängnisse der Türkei unwürdig und brutal dargestellt zu haben, was einer Staatsverleumdung gleichkomme. Der Bezug auf Nazim Hikmet hat ihm auch einen Anklagepunkt wegen Propaganda für den Kommunismus eingebracht.

Um den öffentlichen Protest gegen eine mögliche Verurteilung Özgentürks möglichst klein zu halten, sind die beiden Hauptdarsteller des Films, Tarik Akan und Sahika Tekand, die zu den beliebtesten Künstlern der Türkei zählen und hier aus Güneys „Yol“ bekannt sind, nicht angeklagt worden.

Özgentürks Frau Isir, die alle seine Szenarien schrieb, schwebt ebenfalls in Gefahr.

Sabine Kebir