„Rückschlag für Sanktionskampagne“

Mike Terry, Vorsitzender der britischen Anti-Apartheidsbegwegung (AAM), zum Übernahmegebot der südafrikanischen Holding „Minorco“ für die britische Goldfirma „Consolidated Gold Fields“  ■ I N T E R V I E W

taz: Welcher Logik folgt das südafrikanische Kapital mit diesem Übernahmeversuch?

Mike Terry: Die Firmengruppe „Anglo-American“ verfolgt bereits seit einer Dekade eine Strategie verstärkter Auslandsinvestitionen. Und schon die Verlagerung der als Operationsarm fungierenden Holding „Minorca“ von den Bermudas nach Luxemburg hatte bereits vor einiger Zeit deutlich gemacht, daß die „Anglo-American“ den Weg in die Europäische Gemeinschaft anpeilte.

Was sind die konkreten Gründe für den „take over„-Versuch?

Erstens sollen damit die Maßnahmen zur Isolierung der südafrikanischen Ökonomie umgangen werden. Eine verstärkte Präsenz südafrikanischer Firmen in Europa würde sowohl die Sanktions- als auch die Dis-Investitionspolitik der EG erheblich erschweren. Zweitens hofft Südafrika auf den politischen Einfluß, der ihm mit dem Besitz eines Unternehmens wie „ConsGold“ in Großbritannien und Europa zukommen würde. Und drittens will sich „Anglo-American“ mit diesem Schritt gegen eine mögliche weitere Abwertung des Rand (der südafrikanischen Währung, d.Red.) absichern, die auch den Wert der Unternehmensgruppe drücken würde.

Traut „Anglo-American“ der Ökonomie und den politischen Strukturen des Apartheid-Staates nicht mehr, daß es nun gar selbst „disinvestiert“?

Das wäre wohl überinterpretiert. „Anglo-American“ versucht einfach, sich alle Optionen offen zu halten - eine Strategie, die der Konzern auch innenpolitisch immer verfolgt hat, indem er sowohl die weiße liberale Oppositionspartei „Progressiv Federal Party“ (PFP) unterstützt als auch weiter enge Beziehungen zur „National Party“ unterhält.

Was wären die Folgen einer Übernahme?

Eine erfolgreiche Übernahme von „ConsGold“ wäre ein schwerer Rückschlag für die Sanktionskampagne. Wir haben die Europäische Kommission in Brüssel aufgefordert zu prüfen, ob sie Schritte gegen die geplante Übernahme einleiten kann, die ja der EG-Politik in bezug auf Südafrika zuwiderläuft. Außerdem hoffen wir, daß uns europäische Regierungen dabei unterstützen, die britische Regierung zu einer Blockierung der Übernahme zu überreden.

Interview: ropa