Satelliten-Stau

■ Russen durften keine US-Satelliten transportieren

Der letzte Feind ist das Wetter. Nur noch heftige Regenschauer, so verkünden Nasa-Sprecher in Cap Canaveral, könnten jetzt noch verhindern, das der Shuttle „Discovery“ pünktlich heute morgen gen Himmel geht. Da die Meteorologen Regen gemeldet haben, sind vorsorglich zwei Ausweich -Starttermine für Freitag und Samstag vorbereitet worden. In den letzten zweieinhalb Jahren hat die Nasa es sich über zwei Milliarden Dollar kosten lassen, um ein zweites Challanger-Desaster zu verhindern. Um den Faktor „menschliches Versagen“ so gering wie möglich zu halten, besteht die Discovery-Mannschaft angeblich aus der ersten Garde der Nasa-Astronauten. Alle fünf haben bereits mindestens einen Shuttle- Flug hinter sich, bis auf einen kommen sie alle vom Militär. Außer zu beweisen, daß die USA überhaupt wieder in der Lage sind, im Weltraum-Monopoly mitzuspielen, ist die wichtigste Aufgabe der Discovery die Aussetzung eines Nasa-eigenen Satelliten. Abgesehen von der Prestigefrage, waren die Satelliten, die die Nasa nach Challenger nicht mehr ins All bringen konnte, auch das Hauptproblem der Amerikaner. Sowohl für den Transport militärischer als auch kommerzieller Satelliten fehlten den USA jetzt die Kapazitäten. Da auch die europäische Trägerrakete „Ariane“ technische Probleme hatte, waren Russen und Chinesen nun die Hauptanbieter auf dem Satellitenmarkt. Um zu verhindern, daß US-Firmen zum Erzrivalen abwanderten, zog Washington die Notbremse. Bis auf einen Vertrag einer US-Firma, die Grundlagenforschung in der sowjetischen Raumstation „MIR“ betreiben läßt, wurden mögliche andere Verträge untersagt: Satelliten fielen unter das High-Tech-Transferverbot und durften durch russische Raketen nicht ins All gebracht werden.

taz