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Nationalverein setzt auf grün

„Neuer Deutscher Nationalverein“ wirbt für „neutrales Gesamtdeutschland“ / Rechtsradikale Verbindungen Resonanz bei den Grünen erhofft / Zu den „wichtigsten Adressaten“ des Vereins soll die SED gehören  ■  Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Mit dem Berliner Reichstag als Emblem im Briefkopf wirbt ein „Neuer Deutscher Nationalverein“ jetzt für ein neutrales Gesamtdeutschland. Der Verein mit Sitz in Königswinter stellte sich gestern in Bonn der Öffentlichkeit vor: Nach eigenen Angaben ist er eine „überparteiliche Initiative“ mit bisher 1.000 Fördermitgliedern „von CSU bis Grünen“ und finanziert sich aus deren Spenden.

Einige Hinweise deuten auf die schillernde Szene dieser Neuen Rechten mit Verbindungen zu Rechtsradikalen. Ehrenvorsitzender des „Nationalvereins“ ist der ehemalige Moskau-Botschafter Horst Groepper, bekannt als Vortragsreisender in Sachen deutsche Einheit. Im April 1986 trat Groepper zusammen mit Republikanern auf einer Tagung in Lüneburg auf, die vom ehemaligen Bundesführer des rechtsextremistischen „Bundes Heimattreuer Jugend“, Gernot Mörig, geleitet wurde. Diese Tagung fand im Verfassungsschutzbericht unter der Rubrik „Sonstige rechtsextremistische Grupppen“ Erwähnung.

In Bonn gab man sich dagegen gestern reputierlich. Auf der Pressekonferenz anwesende junge Vereinsmitglieder blickten starr geradeaus und überließen das Wort ihrem Vorsitzenden Dr.Harald Rüddenklau, Ex-Mitglied der CSU, früherer Mitarbeiter der Unionsfraktion und bis Anfang des Jahres bei der außenpolitischen Denkfabrik „Gesellschaft für Auswärtige Politik“ tätig. Das gesamtdeutsche Anliegen des Vereins, so Rüddenklau, fände besonders bei Grünen Resonanz, da dort am meisten über Blocküberwindung nachgedacht werde.

Ein von den vier Mächten garantiertes neutrales Gesamtdeutschland müsse, so heißt es im Grundsatzprogramm des Vereins, mit militärischem Disengagement verbunden sein. Dies käme „dem Wunsch des deutschen Volkes nach möglichst niedrigen eigenen Rüstungsbürden entgegen“.

Zu den „wichtigsten Adressaten“ des Wiedervereinigungsclubs soll die SED gehören; diese verweigere sich dem Denken Gorbatschows vor allem aus Angst, daß „die Veranstaltung DDR beendet“ werden könnte, meinte Rüddenklau.

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